Vom Himalaya in den Nachbargarten: Kinderbuchtipps für Weihnachten

München (dpa) - Bücher gehören zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken - und auch im Kinderzimmer wird es beim Vorlesen und selber Schmökern erst so richtig gemütlich, wenn es draußen stürmt und schneit.

Die Auswahl an Neuerscheinungen ist riesig. Vier Lese-Tipps:

Himalaya-Abenteuer: „5 Yetis suchen ein Zuhause“

Eine einsame Bettsocke ist alles, was Agathas Vater von seiner Tochter geblieben ist. Ein Yeti hat das zehnjährige Mädchen nachts aus einem der Zelte der Himalaya-Expedition entführt. Anders als befürchtet entpuppt sich der riesenhafte Schneemensch aber nicht als menschenfressendes Ungeheuer. Der Yeti hat einfach nach einer neuen Mutter für seine Yeti-Babys gesucht - und in den kommenden Jahrzehnten widmet sich Agatha dieser Aufgabe dann auch mit voller Hingabe. „5 Yetis suchen ein Zuhause“ ist der letzte der überaus vergnüglichen Romane der im Jahr 2010 verstorbenen britischen Autorin Eva Ibbotson - eine wunderbar fantasievolle, herzerwärmende Geschichte!

Die Schnee-Berge können allerdings nicht länger die Heimat der Yetis bleiben, denn immer mehr Touristen bevölkern die Gegend, bald ist die Jagd auf die eigentlich friedvollen Wesen eröffnet. Mit Hilfe von zwei Kindern gelingt den Yetis die Flucht Richtung England - und die Bettsocke erhält am Ende ihr Gegenstück zurück. Die Hörbuchfassung spricht Martin Baltscheit - mit viel Herz und gelungener Stimmakrobatik. Ein tolles Hörabenteuer aus eisigen Höhen!

Peter Härtling erzählt „Eine Geschichte in E-Mails“

Mirjam steckt voll in der Pubertätskrise. Die Eltern nerven sie, immer nur Vorschriften und Ermahnungen. Und in der Schule läuft es auch nicht rund, auf Facebook wird sie von ihren angeblich besten Freundinnen gemobbt. All das vertraut das Mädchen ihrem Opa an. Als Weiterentwicklung des klassischen Briefromans hat Peter Härtling „Hallo Opa - Liebe Mirjam. Eine Geschichte in E-Mails“ geschrieben. Der alte Mann und seine Enkelin tauschen sich in mal kurzen, mal längeren Mails über ihre Sorgen, Ängste und Gefühle aus - und entdecken Gemeinsamkeiten.

Die räumliche Distanz erleichtert es den Beiden dabei, auch über Unangenehmes und Trauriges frei zu sprechen. Der immer wieder von Depressionen geplagte Opa steht den „kuhlen“ elektronischen Netzwerken durchaus kritisch gegenüber, aber der Kontakt zu Mirjam ist ihm wichtig. Und umgekehrt: „Du hast immer gemotzt, dass ich ohne Laptop nicht auskomme, aber eigentlich komme ich ohne dich nicht aus“, schreibt Mirjam ihrem Opa. Da geht es ihm gesundheitlich schon so schlecht, dass er nicht mehr antworten kann. Der 80-jährige Härtling trifft den Ton seiner Mail-Schreiber ganz wunderbar - ein sehr berührendes Buch - witzig, nachdenklich, tröstlich.

Unterwegs mit „Ben.“ und seiner Schildkröte

„Ben.“ und seine Schildkröte namens Herr Sowa sind unzertrennlich. Überall hin schleppt der kleine Junge sein gepanzertes Tier: Zum gar nicht Schildkröten typischen Rennschwimmen im Bach, heimlich ins Baumhaus von Bens großem Bruder, zum nächtlichen Angeln oder in den Nachbargarten - um die Mädchen zu beobachten, die nebenan eingezogen sind. Zehn Geschichten mit Ben und Herrn Sowa hat sich der Berliner Autor Oliver Scherz ausgedacht. Er wünsche sich, dass seine Erzählungen Kindern genauso wie Erwachsenen gefallen, sagt Scherz. Das ist ihm mit „Ben.“ tatsächlich gelungen. Sein kleiner Ich-Erzähler erobert die Leserherzen mit seiner Neugier, seinen Unsicherheiten und seiner Lebenslust im Sturm. Ein super sympathisches Kerlchen, dieser Ben. Auch die Hörbuchfassung seiner Abenteuer überzeugt: Mit seiner wandelbaren Stimme verleiht Martin Baltscheit den Ben-Geschichten große Authentizität.

Düstere Zukunftsvision: „Vollendet - Der Aufstand“

In einer fernen, düsteren Zukunft ist kein Kind unter 17 Jahren mehr sicher. Wer sich nicht brav und stromlinienförmig genug an alle Regeln der Erwachsenengesellschaft hält, wird einfach „umgewandelt“ - das heißt: dein Körper hört auf, in seiner Vollkommenheit und Ganzheit zu existieren, denn seine einzelnen Teile leben als Organspende in anderen Menschen weiter. US-Autor Neal Shusterman beschwört in seiner „Vollendet“-Reihe eine düstere Zukunftsvision herauf. Es geht um den Wert eines Menschen, um falsche Anpassung, Macht und die zweifelhafte Sehnsucht nach unendlichem Leben.

Im zweiten „Vollendet“-Band mit dem Untertitel „Der Aufstand“ setzen sich die verfolgten Jugendlichen zur Wehr. Connor ist der Anführer der immer größer werdenden Flüchtlingsgruppe, die auf einem Flugzeugfriedhof ein notdürftiges Zuhause gefunden hat. Doch es gibt mindestens einen Verräter in den Reihen der Jugendlichen. Ein echter Schmöker! Auch die Hörbuchfassung entwickelt mit Schauspieler Jacob Weigert in allen Rollen ein ungeheuren Sog.

Literatur:

- 5 Yetis suchen ein Zuhause: dtv, München, 288 Seiten, 12,95 Euro, ISBN-13: 978-3-423-76082-9;

Hörbuch: Der Audio Verlag, Berlin, 225 Minuten, 14,99 Euro, ISBN-13: 978-3-86231-290-0. Ab 9 Jahren

- Hallo Opa - Liebe Mirjam. Eine Geschichte in E-Mails: Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim, 68 Seiten, 12,95 Euro, ISBN-13: 978-3-407-82039-6. Ab 12 Jahren

- Ben.: Thienemann Verlag, Stuttgart, 112 Seiten, 12,95 Euro, ISBN-13: 978-3-522-18360-4;

Hörbuch: Silberfisch, Hamburg, 66 Minuten, 9,99 Euro, ISBN-13: 978-3-86742-249-9. Ab 5 Jahren

- Vollendet - Der Aufstand, Sauerländer, Frankfurt/Main, 544 Seiten, 16,99 Euro, ISBN-13: 978-3-7373-6718-9;

Hörbuch: Sauerländer, Frankfurt/Main, 486 Minuten, 19,99 Euro, ISBN-13: 978-3-7373-6594-9. Ab 14 Jahren

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