Unruhe bei Demenzkranken richtig deuten

Berlin (dpa/tmn) - Körpersprache ist bei Demenzkranken oft wichtiger als das, was sie konkret äußern. Die Kunst der Betreuer ist es, diese richtig zu interpretieren und zu helfen, falls die Ursachen schädlich sind.

Demenzkranke sind häufig unruhig und haben einen großen Bewegungsdrang. „Doch Unruhe ist nicht gleich Unruhe“, sagt Helga Schneider-Schelte von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. Angehörige sollten zunächst einmal schauen, ob es einen Grund für die Unruhe gibt. „Sucht der Demenzkranke etwas? Will er zur Arbeit gehen und hat Angst zu spät zu kommen? Sucht er eine Beschäftigung? Oder ist er gerade überfordert, weil zum Beispiel zu viele Personen im Raum durcheinanderreden?“, nennt die Projektleiterin des Alzheimer-Telefons mögliche Ursachen.

Einige davon ließen sich relativ einfach abstellen, wie zum Beispiel zu viele Personen im Raum. Bei anderen müssten Angehörige wissen, wie sie am besten reagieren. Will der an Demenz Erkrankte zum Beispiel zur Arbeit, könne man ihm sagen: „Ich weiß, du bist besonders pflichtbewusst, aber heute hast du frei.“ Will er nach Hause, könne die Reaktion zum Beispiel sein: „Komm', wir laufen eine Runde um den Block und danach gehen wir nach Hause.“

In einigen Fällen sei der einzige Grund für die Unruhe aber wirklich großer Bewegungsdrang. Diesem müsse man dann als Angehöriger auch nachgeben. Können sie selbst ihn nicht begleiten, kann das zum Beispiel bei einer Ergotherapie passieren oder ganz einfach, indem ein Nachbar den Betroffenen beim Hundausführen mitnimmt.

Demenzkranke können sich häufig nicht mehr genau äußern, daher ist es wichtig, ihre Signale richtig zu deuten. Genaues Beobachten ist deshalb für Angehörige besonders wichtig. Verzieht der Patient bei bestimmten Bewegungen das Gesicht? Verspannen sich Muskeln? Dann könnte die Ursache für die Unruhe auch Schmerz sein. Helga Schneider-Schelte von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft rät dann in Rücksprache mit dem Hausarzt zu einer Schmerzmedikation.

Ist der Demenzkranke noch relativ gut ansprechbar, sollten Angehörige möglichst konkret nach Schmerzen fragen. „Mit der Frage "Tut dir etwas weh?" kann ein an Demenz Erkrankter nichts anfangen. Er kann nicht wie ein Gesunder in Gedanken durch seinen Körper wandern“, so Schneider-Schelte. Besser sei es deshalb zu fragen, „Tut dir dein Bein weh“ und dabei auch das entsprechende Körperteil zu berühren.

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