Sturmfreie Bude: Ein Wochenende ohne Eltern

Fürth (dpa/tmn) - „Krawall und Remmidemmi“ - so besingt die Band Deichkind eine Sturmfreiparty. Teenagern droht aber mächtig Ärger, wenn die Eltern weg und hinterher Brandlöcher im Teppich sind.

Sie müssen in der Zeit ohne Aufpasser daher Verantwortung beweisen.

Die Eltern sind weg - das muss gefeiert werden! So denken sicher viele, wenn sie einmal sturmfrei haben. Es kann aber schnell Ärger geben, wenn Jugendliche am Wochenende das erste Mal allein zu Hause sind und gleich heimlich eine wilde Party steigen lassen. Denn wenn dabei der Wohnzimmerteppich ruiniert wird und die HiFi-Anlage zu Bruch geht, gibt es am nächsten Morgen ein böses Erwachen. Für Teenager ist es daher eine Vertrauensprobe und ein Crashkurs im Erwachsenwerden, wenn Eltern ihnen das Haus überlassen. Sie müssen beweisen, dass sie Verantwortung übernehmen und den Haushalt auch allein schmeißen können.

Damit Eltern nicht auf die Idee kommen, zu Hause einen nervigen Aufpasser einzuquartieren, müssen Kinder Vorarbeit leisten, sagt Ulrich Gerth von der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke). „Sie sollten nicht vorher die ganze Zeit unzuverlässig sein und dann plötzlich sagen: 'Ich will jetzt aber zwei Wochen alleine sein.'“ Stattdessen heißt es: Ausgehzeiten einhalten, Vereinbarungen erfüllen oder auch mal die Freunde nach Hause einladen, um sie den Eltern vorzustellen. „Damit die Eltern wissen, mit wem man es zu tun hat.“

Besonders unruhigen Eltern müssten Jugendliche ein bisschen entgegenkommen: Fürs erste Mal sollten sie ihnen daher zugestehen, dass ab und zu ein Aufpasser vorbeikommt, sagt Gerth. „Das ist besser, als gleich das volle Programm durchkriegen zu wollen.“ Wenn dann alles gut klappt, ist die sturmfreie Bude für den nächsten Urlaub so gut wie sicher.

Ohne Geld geht dann allerdings nichts. „Es ist selbstverständlich, dass Eltern ihren Kindern Haushaltsgeld dalassen, wenn sie in den Urlaub fahren“, sagt Beate Friese vom Kinder- und Jugendtelefon Nummer gegen Kummer. Gemeinsam ein festes Budget zu vereinbaren, ist dabei laut Gerth am einfachsten. „Aber nicht sagen: 'Ich brauche so und so viel Euro', sondern: 'Lasst uns mal zusammensetzen und schauen, was ich so brauche.'“

Der größte Streitpunkt ist die heimliche Hausparty. Die bietet sich nun einmal an, wenn die Eltern ausgeflogen sind. „So eine Party kann man dann auch ruhig mal spontan machen. Aber das geht nur, wenn man mit den Freunden Regeln ausmacht“, warnt Jutta Stiehler vom Dr.-Sommer-Team der Jugendzeitschrift „Bravo“. Zum Beispiel sollten Elternschlafzimmer oder Büro als Party-Location tabu sein. „Das ist immer auch eine Frage gegenseitigen Respekts.“ Auch die üblichen Hausregeln müsse jeder Gast einhalten, wie draußen zu rauchen oder im Haus keine Straßenschuhe zu tragen.

Schlauer sei es laut Gerth, die Eltern vorher einzuweihen: „Auf jeden Fall nicht heimlich. Das mag zwar ein Thrill sein, aber das kann auch schiefgehen.“ Lassen die Eltern nicht mit sich reden und verbieten das Fest ausdrücklich, müssten sich die Hausherren auf Zeit daran halten. Bewähren sie sich in der ersten elternfreien Phase, könnten sie die Bitte beim nächsten Mal erneut anbringen.

Und zu guter Letzt: der unvermeidliche Putztag. Dafür hielten sich Jugendliche am besten den letzten Tag des Elternurlaubs komplett frei, rät Gerth. Offenbart sich dann hinter dem Sofa eine Weinlache auf dem Teppich, hilft nur eins: „Geradestehen dafür. So was passiert“, sagt Stiehler. „Das Sahnehäubchen wäre dann, den Eltern zur Begrüßung ein Essen zu kochen“, rät Gerth. Dann gehen solche Geständnisse leichter über die Lippen.

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