Studie: Männer und Frauen in getrennten Welten

Berlin (dpa) - Willkommen in der Steinzeit: Nach einer aktuellen Umfrage scheinen sich Männer und Frauen nicht weit über das Höhlendasein hinaus entwickelt zu haben: Was Interessen und Gesprächsthemen angeht, leben sie in Deutschland fast komplett nebeneinander her.

Männer reden über Fußball, Frauen über Familie. Wer das für ein simples Klischee hält, wird über eine neue Studie staunen: Nach einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach leben Männer und Frauen in Deutschland immer noch in weitgehend getrennten Welten. Ihre Interessen sind so verschieden wie ihre Gesprächsthemen.

Einen neuen Trend setzt die jüngste Generation - rundweg positiv ist der aber nicht. Während junge Frauen durch Bücherlesen eifrig ihren Horizont erweitern und immer reger kommunizieren, hocken viele junge Männer lieber vorm Computer - und interessieren sich für immer weniger. Meinungsforscher fragen sich schon, ob sich da ein sozialer Wandel anbahnt - hin zu einer männlichen Generation Sprachlosigkeit oder Langweiler. „Ich glaube jetzt auch bald, dass es das Jahrhundert der Frauen wird“, kommentierte Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, dieses Umfragedetail spitz.

Die Hartnäckigkeit, mit der sich Stereotype in Deutschland trotz der deutlich zunehmenden Bildungs- und Berufskarrieren von Frauen halten, hat selbst Köcher überrascht: Männer interessieren sich vor allem für Sport, Computer, Heimwerken - und danach noch für Politik und Wirtschaft. Frauen sind diese Themen höchstens halb so viel Energie wert. Sie beschäftigen sich viel lieber mit Wohnen und Einrichten, mit Büchern, Psychologie, medizinischen Fragen und Mode.

Auch bei den Gesprächsthemen liegen die Geschlechter in der Umfrage weit auseinander. Männer reden am liebsten über Sport, Autos und Technik, danach folgen Politik, Wirtschaft und Finanzfragen. Frauen sprechen am häufigsten über Familie, Gesundheit, Kindererziehung, Partnerschaft, Bücher und Modetrends. Für „typisch weiblich“ halten die Befragten das Reden über Gefühle, Beziehungsfragen und Frust. Als „typisch männlich“ wird Direktheit, Nüchternheit und die Hoheit über die Gesprächsführung angesehen.

Da wundert es schon fast, dass Männer und Frauen überhaupt noch miteinander reden. An gemeinsamem Gesprächsstoff bleiben aber immerhin die Themen Freundeskreis, Urlaub, Job, Essen und Fernsehen übrig. Wobei viele Männer weiter glauben, dass sie sich mit anderen Männern besser unterhalten können. Frauen sehen das entspannter.

Überrascht hat die Forscher auch das Ergebnis, dass es sowohl Männern als auch Frauen ziemlich egal ist, ob sie einen männlichen oder weiblichen Chef haben. Mit Männern und Frauen in Führungspositionen sind aber weiterhin feste Vorstellungen verbunden: So haben weibliche Chefs nach dem Meinungsbild häufiger ein offenes Ohr für Mitarbeiter, loben mehr, sind höflicher und reden nicht nur über Geschäftliches. Männern werden diese Eigenschaften nicht völlig abgesprochen, sie werden aber häufiger mit bestimmtem Auftreten verbunden. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Einschätzung von Politikerinnen und Politikern. Frauen in politischen Ämtern wird Mitgefühl attestiert, Männern Aggressivität.

Verunsichert durch den Aufstieg der Frauen, die inzwischen zu mehr als 70 Prozent berufstätig sind, fühlt sich die Mehrheit der Männer aber nicht. Nur ein Drittel der Herren der Schöpfung gibt sich in der Umfrage verzagt - darunter deutlich mehr West- als Ostdeutsche.

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