Selbstständig mit Kind: Strategische Planung zählt

Bonn (dpa/tmn) - Frauen mit Kind müssen gut organisiert sein - das gilt für Selbstständige umso mehr. Zu überlegen ist, was zeitlich zu schaffen ist und welche Kunden flexibel sind. Leichter haben es Frauen, wenn sie sich in einem Netzwerk zusammentun.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für selbstständige Frauen ein kniffliges Unterfangen: Ihre Einnahmen sind meist allein abhängig von ihrem beruflichen Engagement. Damit das Projekt „Selbstständig mit Kind“ funktioniert, ist strategische Planung gefragt.

Der erste Schritt zu Beginn oder schon vor der Schwangerschaft ist, sich ein Konzept zu überlegen, wie es beruflich weitergehen kann. Zunächst muss es einen groben zeitlichen Rahmen für die künftige berufliche Tätigkeit geben. Dafür ist wichtig: Wo gibt es Entlastungsmöglichkeiten? „Ich muss ermitteln, welche Aufgaben und welche Zeiten der Partner und andere Familienangehörige übernehmen können“, sagt Jutta Boenig, Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Karriereberatung in Überlingen am Bodensee.

Doch auch mit Hilfe von Familienangehörigen führt an professioneller Kinderbetreuung meist kein Weg vorbei. Manch ein Sozialamt führt Wartelisten, auf die ein Kind schon vor der Geburt eingetragen werden kann. Darüber hinaus sollten sich Mütter beim Sozialamt, in Familienzentren oder sozialen Vereinen nach alternativen Betreuungsformen erkundigen.

Dann beginnt die Gegenrechnung: Wie viel des bisherigen Arbeitsvolumens ist in der zur Verfügung stehenden Zeit zu schaffen? Wohl keine werdende Mutter wird drum herum kommen, ihre berufliche Tätigkeit zu reduzieren.

Auf den ersten Blick erscheinen vor allem diejenigen Kunden als haltenswert, die den größten Teil der Einnahmen sichern. Nur: Die Zusammenarbeit mit ihnen muss auch unter geänderten Vorzeichen klappen. „Ganz wichtig ist, inwieweit die Kunden Bereitschaft zeigen, sich auf die neue Lebenssituation der Frau einzustellen. So ist zum Beispiel die Gestaltung von Terminen und Fristen ein wichtiger Aspekt.“

Doch auch diejenigen Auftraggeber, die erst einmal nicht weiter bedient werden können, sind wichtig - für eine spätere Fortsetzung der Geschäftsbeziehungen. „Im Idealfall gibt es ein berufliches Netzwerk, innerhalb dessen man die Kunden am besten sogar für einen begrenzten Zeitraum weitergeben kann“, sagt Frauke Greven vom Verband berufstätiger Mütter in Köln. Und Marie-Luise Klees-Wambach, Expertin für Familienrecht im Verband deutscher Unternehmerinnen in Berlin, ergänzt: „Denkbar sind auch Bürogemeinschaften, in denen sich beispielsweise mehrere junge Frauen zusammentun und über die Jahre je nach Familiensituation eine Art Job-Sharing betreiben.“

Weniger Aufträge bedeuten geringere Einnahmen. Kinderbetreuung und Dienstleister bringen neue Kosten mit sich. Umso wichtiger ist es, laufende Kosten unter die Lupe zu nehmen. „Eine Selbstständige, die Büroräume angemietet hat und diese zumindest vorübergehend nicht voll auslastet, kann versuchen, die Kosten durch Untervermietung zu reduzieren“, sagt Greven. Ein Homeoffice ist dann eine Option, wenn sich die Trennung von Beruf und Familie unter demselben Dach gut organisieren lässt.

Auch bei manch einer Versicherung lässt sich sparen. „Mit der privaten Krankenversicherung, der Lebensversicherung, der gesetzlichen Rentenversicherung oder auch einem beruflich orientierten Versorgungsträger sollte man frühzeitig sprechen, welche Möglichkeiten der Beitragsreduktion es gibt und wie diese sich später auswirken würden“, rät Familienrechtlerin Klees-Wambach.

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