Oma oder Schwiegermutter? Weihnachten ist Besuchs-Stress

Berlin (dpa) - Wer, wann und wie lange? Viele Menschen fragen sich Jahr für Jahr, wie sie alle Weihnachtsbesuche unter einen Hut kriegen sollen. Doch warum ist uns die Familie am Fest eigentlich so wichtig?

Oma oder Schwiegermutter? Weihnachten ist Besuchs-Stress
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Berlin (dpa) - Wer, wann und wie lange? Viele Menschen fragen sich Jahr für Jahr, wie sie alle Weihnachtsbesuche unter einen Hut kriegen sollen. Doch warum ist uns die Familie am Fest eigentlich so wichtig?

Die Mutter möchte besucht werden, Oma Else ebenfalls. Und die Schwiegereltern sind auch noch da - manche Menschen „feiern“ Weihnachten auf der Autobahn, weil sie allen gerecht werden wollen. In einer repräsentativen Emnid-Umfrage im Auftrag der Frauenzeitschrift „Easy“ gaben 25 Prozent der Befragten an, dass sie den Besuch bei Verwandten als besonders stressig am Weihnachtsfest empfinden. 24 Prozent finden es demnach anstrengend, Besuch zu empfangen.

Warum besuchen wir uns eigentlich gegenseitig zu Weihnachten?

„Weil es ein Familienfest ist wie kein zweites“, sagt der Psychologe Peter Walschburger. Der emeritierte Professor der Freien Universität Berlin verweist auf den christlichen Ursprung - „und christlich heißt ja auch Nächstenliebe, eine Nähe zur Gemeinschaft“. Es gebe reichlich Symbolik und sinnliche Aspekte mit gemeinschaftsstiftender Funktion.

Welche Gründe gibt es für Konflikte rund um die Besuchsfrage?

Nicht jeder feiert gern Weihnachten im Kreis der Familie. Und selbst wenn man sich darauf freut, lauern Stolperfallen: „Wenn man dann zusammenkommt, dann passiert eine Verwandlung. Dann stoßen die harten Facts aufeinander“, erläutert Walschburger. „Es gibt vielerlei Grund, sich aneinander zu reiben.“ Da ist der erwachsene Sohn, der Hunderte Kilometer zum Elternhaus gefahren ist und sich nach ein paar Tagen vom Vater bevormundet fühlt. Unter Geschwistern, die sich lange nicht gesehen haben, können alte Streitigkeiten aufbrechen.

Welche Lösungen gibt es für ein harmonisches Miteinander?

Gemeinsamkeiten erleben, ohne die einzelnen Familienmitglieder zu überfordern, ihnen Freiräume lassen: „Das wäre die Kunst, die zu vollbringen ist“, sagt der Psychologe. Darüber hinaus: Kompromisse eingehen. Wer schon im Advent Unruhe verspürt, sollte sich Auszeiten genehmigen - um Weihnachten in Ruhe begehen zu können.

Warum kommt es überhaupt immer wieder zu Weihnachtsstress?

„Es ist eine nüchterne Zeitplanungsgeschichte, weil die Leute immer mehr zu tun haben vor Weihnachten oder sich immer mehr aufhalsen“, sagt Walschburger. In einer Gesellschaft, in der die Menschen oft weit voneinander entfernt wohnen, geht man zu Weihnachten auf Reisen. „Auch das macht Stress.“ Eine Rolle spielen zudem Vorstellungen aus der Kindheit. Walschburger spricht von „Fantasien, die oft weit zurückreichen in eine gemeinsame Kindheit oder Eltern-Kind-Situation, wo völlig unrealistische Gedächtnisinhalte abgespeichert sind.“

Muss es denn immer Weihnachten im Kreis der Verwandten sein? Und was ist mit Menschen, die gar keine Familie haben?

Auch mit anderen Vertrauten ist man in dieser Zeit gern zusammen. „Enge Freunde können ja gewissermaßen einen Familienersatz bilden“, sagt Walschburger. Und die wohnen manchmal gleich um die Ecke.

Sind Rituale heute noch wichtig?

Der Psychologe bezeichnet sie als „lebenswichtig“. Aber: Rituale dürften nicht erstarren. Also ruhig auch mal etwas anders machen, auch zum Weihnachtsfest.

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