Neue Ausstellung: Quietschbunte Schaukästen voller Playmobil

Speyer (dpa) - Im Jahr 2014 wird Playmobil 40 Jahre alt. Das Historische Museum der Pfalz zeigt aus diesem Anlass eine große Ausstellung. Mit Dutzenden Schaukästen und Tausenden der kleinen Spielzeug-Figuren.

Wie riesige Wimmelbilder reihen sich im Historischen Museum der Pfalz quietschbunte Schaukästen aneinander. Sie zeigen die Varusschlacht ebenso wie einen Piratenkampf in der Karibik oder Begebenheiten aus dem Wilden Westen. Caesar umgarnt Cleopatra, während nebenan Steinzeitmenschen auf Mammutjagd gehen. Das Besondere: Alle Szenen werden ausschließlich mit Playmobil-Spielzeug nachgestellt.

11 500 Playmobil-Figuren und -Tiere sind in Speyer auf 2000 Quadratmetern Ausstellungsfläche versammelt - nicht mitgerechnet die unzähligen Bäume, Häuser, Fahrzeuge und anderen Gegenstände aus der riesigen Spielzeugwelt. „40 Jahre Playmobil - Eine Abenteuerreise durch die Zeit“ heißt die Ausstellung, die seit dem 1. Dezember zu sehen ist und dem runden Geburtstag der Spielzeugfiguren im kommenden Jahr gewidmet ist. Sie führt von der Steinzeit über die Antike und das Mittelalter bis in die heutige Zeit.

Playmobil sei längst fester Bestandteil der heutigen Lebenswelt, sagte Museumsdirektor Eckart Köhne. Die bunten Figuren seien inzwischen in vielen Museen zu sehen. Für Speyer sei besonders interessant, dass die Playmobil-Spielwelten Themen abdeckten, die ohnehin in der eigenen Sammlung vorkämen. Die Steinzeit oder das Mittelalter könnten dadurch viel leichter vermittelt werden. Ein mit Playmobil-Figuren nachgestelltes Hambacher Fest würden Kinder so schnell nicht vergessen. Und in diesem Fall habe das Museum sein Ziel erreicht.

Die Playmobil-Ausstellung soll nach Angaben von Köhne keinesfalls als Produktschau verstanden werden. Gezeigt würden viele Dinge, die es in Spielwarenläden so definitiv nicht zu kaufen gebe. Zudem zeigten Gemälde, Fotoserien und Grafiken die künstlerische Auseinandersetzung mit Playmobil im In- und Ausland.

Doch die wichtigsten Protagonisten der Schau sind die Sammler. Ein bedeutender Teil der Ausstellung werde von ihnen bestritten, sagt Köhne. Vorgestellt werden zehn Playmobil-Sammler aus dem In- und Ausland. So erzählt Irmtraud Keller aus dem bayerischen Marktoberdorf mit Playmobil-Figuren Märchen, die die Besucher erraten dürfen. Eine Sammlerin aus Koblenz, die unter dem Pseudonym Elise auftritt, präsentiert eine Straßenansicht und einen Weihnachtsmarkt aus der Zeit um 1900. Und die Luxemburger Familie Hengel hat eine riesige Dinosaurier-Forschungsstation entworfen.

Was die Menschen daraus machten, mache die Magie eines Produkts aus, sagte Projektleiterin Cathérine Biasini. Erst dadurch werde ein Produkt zum Mythos. Die Sammler seien ganz normale Menschen, keine „schrulligen Käuze“. Sie alle seien kreativ und hätten ihre Verbindung zu ihren Träumen und Fantasien aus der Kindheit bewahrt.

Fast alle wissen noch genau, wann und warum sie mit dem Sammeln angefangen haben - einige schon als Kind, andere erst viel später. So wie Bruno Peeters aus Belgien, der erst mit Anfang 40 seine ersten Playmobil-Schachteln gekauft hat. Für die Ausstellung stellte er im Auftrag des Museums den Zug auf das Hambacher Fest nach - 400 kleine Demonstranten in altertümlicher Kleidung winden sich hoch zum Schloss, wo schon kräftig debattiert und gefeiert wird.

Dirk Espeter aus Dülmen in Nordrhein-Westfalen entwickelte erst als Erwachsener eine Leidenschaft für Playmobil. Mit 32 Jahren kaufte er ein Piratenschiff, das er sich als Kind immer gewünscht hatte. Daraus ist inzwischen laut Biasini eine riesige Flotte geworden. In der Ausstellung in Speyer zeigt er eine acht Quadratmeter große Karibik-Installation mit Segelschiffen, etlichen kleinen Piraten und natürlich auch Schatztruhen.

Frank Puritscher aus Waibstadt in Baden-Württemberg wird selbst von der Herstellerfirma Geobra Brandstätter als Experte empfohlen - er besitzt eine der größten Playmobil-Sammlungen weltweit. Der Maler und Stuckateur nennt viele alte Figuren sein Eigen, die noch original verpackt sind. Seine Leidenschaft ist der Fußball - fünf komplette Hoffenheim-Mannschaften hat er schon zusammengestellt. Zu jedem Fußballer-Figürchen hat er die Unterschrift des Spielers gesammelt.

Die Fußballer seien von Puritschers Leidenschaft recht angetan. Doch nicht alle Menschen reagierten so positiv auf seine Sammelfreude, sagt der 48-Jährige. Sein Hobby stoße oft auf Unverständnis. Die Ausstellung in Speyer, die bis zum 22. Juni zu sehen ist, kann das vielleicht ändern.

Service:

- Eintrittspreise: Erwachsene 11 (ermäßigt 9) Euro, Studenten und Kinder/Schüler 4 Euro. Familienkarte 23 Euro. - Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10.00-18.00 Uhr

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