Männer packen ein: Üben für Weihnachten

Dresden (dpa) - Frauen sind die besseren Geschenke-Einpacker, so das gängige Vorurteil. In Dresden konnten Männer nun das Gegenteil beweisen - oder es zumindest versuchen.

Vertriebsleiter Torsten Meisel hat noch nie in seinem Leben ein Geschenk eingepackt. „Früher hab' ich die Sachen gekauft, zur Mutter gebracht und gesagt 'Pack' mal ein'“, erzählt der 45-Jährige. Später dann erledigte seine Frau die leidige Aufgabe für ihn. In diesem Jahr möchte er seine Weihnachtspräsente endlich einmal selbst in buntes Papier wickeln. Dafür besucht er einen Kurs, in dem Männer in die Kniffs und Tricks der Geschenkpapiere, Schleifen und Glitzerdekorationen eingeweiht werden.

Los geht es mit den Grundlagen. „Ganz wichtig: Vorher den Preis abmachen“, sagt Kursleiterin Anne Mauch. Sie ist Verkäuferin in einem Dresdner Geschenkartikelladen. Als sie mit flinken Fingern die Präsente verpackt, wirkt das Ganze wie ein Kinderspiel. Die Männer schauen fasziniert zu, wie sie erst ein Buch und dann eine Holzfigur in rosafarbenes Strohseidenpapier einschlägt. Dann bindet sie kunstvoll Bast um die Geschenke, die sie anschließend mit glitzerndem Roggen verziert. „Das Problem ist ja, dass man die ganzen Sachen nicht zu Hause hat“, wirft Meisel ein.

Seine Frau hat ihn zu dem Kurs geschickt. Dafür packt er jetzt auch ihre Geschenke ein. Sie sind eher von der unförmigen Sorte und lassen sich nicht ohne weiteres mit Papier umhüllen. Der erste Versuch geht schief, das Präsent rutscht unten aus der Bastelkonstruktion heraus, als Meisel es gerade oben zukleben möchte. Er knüllt das grüne Papier zusammen und ruft: „Ich brauch hier noch mal Neues.“

Sein Tischnachbar stellt sich geschickter an. Das erste Geschenk hat er schon eingepackt, lila mit einer pinkfarbenen Bastschleife. „Frauen freuen sich mehr, wenn der Mann sich die Mühe macht, etwas selbst einzupacken“, glaubt er. Deshalb will der 24-Jährige die Verantwortung für seine Weihnachtsgeschenke diesmal nicht an eine Verkäuferin abtreten, die freundlich lächelnd fragt: „Soll es die rote oder die goldene Schleife sein?“

Filialleiterin Katrin Funke glaubt, dass die meisten Männer keine Lust haben, Geschenke einzupacken. „Es kostet Zeit, macht Mühe und sieht am Ende nicht gut aus, das frustriert.“ Wenn sie wollten, könnten sie es genauso gut wie viele Frauen, sagt Funke. Die meisten ihrer Kunden, die den einen Euro fürs Verpacken hinlegten, seien Männer. Frauen schimpften eher über den Preis und wickelten dann zu Hause selbst ein. „Männer zucken da nicht mit der Wimper.“

Meisel hebt sein Geschenk in die Luft. „Hat schon jemand gesehen, wie gut ich das grad gemacht hab'?“, fragt er in die Runde. „Das sieht ja wohl der Vorlage sehr ähnlich.“ Er mustert sein Werk von allen Seiten. „Mit ein bisschen Fantasie ist das eine Rose.“ Verkäuferin Mauch weiß: Lob ist wichtig, wenn Männer einpacken. „Sehr schön“, sagt sie. Fürs erste Mal.

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