Laut denken oder bunte Plakate: Richtig lernen ist Typsache

Köln (dpa/tmn) - Ohne Lernen geht es nicht. Doch wie bleibt der Inhalt im Kopf? Nicht nur Lerntechniken sind entscheidend für den Prüfungserfolg, sondern vor allem die eigene Persönlichkeit. Nicht jede Methode eignet sich für alle gleichermaßen.

Laut denken oder bunte Plakate: Richtig lernen ist Typsache
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Jeder lernt auf seine eigene Art und Weise. So sollen die Vokabeln im Gedächtnis bleiben und das Gelernte bis zur nächsten Klassenarbeit sitzen. Dem einen helfen Karteikarten beim Auswendiglernen, dem anderen eher Mindmaps oder bunte Plakate. „Was bei manchen wunderbar funktioniert, kann bei anderen Verzweiflung auslösen“, sagt Sabine Grotehusmann. Die Pädagogin hat einen Psychotest entwickelt, mit dem der individuelle Lerntyp ermittelt werden kann.

Eine solche Einordnung kann schon der erste Schritt zum Erfolg sein. „Wichtig ist es, seinen eigenen Weg zu finden, aber trotzdem offen zu sein für neue Lerntechniken, und zu schauen: „Was passt zu mir und womit fühle ich mich wohl?“ Dabei gibt es völlig unterschiedliche Lernpersönlichkeiten:

Der Redner: Er braucht andere Menschen beim Lernen, denn er denkt gerne laut. Eine lebendige Schülerbibliothek ist für ihn viel besser geeignet, als alleine am Schreibtisch zu sitzen. Rednern empfiehlt die Pädagogin, sich einen Lernpartner zu suchen: „Am besten jemanden, dem es hilft, Sachen erklärt zu bekommen. Dann ist beiden geholfen.“

Die 17-jährige Lucy Kunzmann aus Wörth bei Karlsruhe lernt lieber ganz für sich alleine. Außer Mathe. Das lernt sie gerne zusammen mit ihren Klassenkameraden. „Aber nicht unbedingt, weil die mir das erklären können. Sondern weil wir uns dann gegenseitig motivieren, noch weitere Aufgaben zu rechnen. Alleine wäre ich dafür viel zu faul.“

Der Planer: Wer sich gerne Ziele und Fristen setzt, gehört zu diesem Lerntyp. „Wenn ich mir die Themen nicht einteile, überfordert mich die Masse an Lernstoff“, ist beispielsweise Lucys Erfahrung.

Der Realist: Er lernt gerne mit Karteikarten und wiederholt sie so lange, bis er den Stoff im Kopf hat. Dabei sollte man aber nicht nonstop lernen. „Es ist bewiesen, dass man nach einer Pause wieder viel leistungsfähiger ist“, sagt Wolfram Rollett, Professor für Bildungsforschung in Freiburg. Er empfiehlt Jugendlichen Lerneinheiten von maximal einer halben Stunde und danach eine Pause von zehn Minuten.

Denn lernt man zu lange, schwindet die Konzentration, und man kann nichts mehr aufnehmen. Die Pause sollten Schüler also anders verbringen als das Lernen. Wenn man im Sitzen lernt, kann man danach aufstehen und sich kurz bewegen. „Man kann sich auch einen leckeren Tee aufkochen oder sich auf andere, erholsame Art für das Lernen belohnen.“ Während des Lernens lässt sich Lucy auch gerne mal von ihrem Handy ablenken. Wolfram Rollett rät: „Handy aus! Denn wenn das Handy immer an ist, schafft man es nicht, es zu ignorieren.“ Kleine Ablenkungen seien aber tödlich für den Lernprozess. Am besten wird das Handy nur in der Lernpause eingeschaltet.

Der Spieler: Spielerische Typen können mit Karteikarten nichts anfangen. Ihnen bringen Bilder, Mindmaps und der Einsatz von Farben mehr. Hier ist es vor allem hilfreich, sinnvoll zu markieren. Die Farben wählt man zum Beispiel nach unterschiedlichen Themengebieten aus und teilt den Text entsprechend ein. Hilfreich ist auch, sich genau vorzustellen, wofür man lernt. Denn schon das Bild im Kopf zu haben, wie man das Zeugnis mit der guten Note entgegennimmt oder der Gedanke „Denen zeig ich's“, kann motivierend wirken.

Vermeiden sollte man, so lange zu lernen, bis man keine Lust mehr hat. Denn gehen Jugendliche erst mal mit einem negativen Gefühl in die Pause, fällt es umso schwerer, wieder mit dem Lernen zu beginnen. Deswegen sollte man sich selbst nie überfordern und realistisch mit den Lernzielen sein.

Steht eine wichtige Klausur an, kann Sport gegen Muffensausen helfen - unabhängig vom Lerntyp. Denn wenn man Angst hat, bildet sich Adrenalin. Durch Bewegung reduziert es sich wieder und die Aufregung nimmt ab. Unmittelbar vor der Prüfung sollten Schüler auch die Klassenkameraden meiden, die Panik verbreiten. „Es gibt immer irgendjemanden, der sagt, er habe nicht gelernt und schreibt letztlich doch eine gute Note“, sagt Grotehusmann. Solche Bemerkungen ignoriere man lieber. „Anstatt mit anderen zu reden und unsicher zu werden, lieber in eine ruhige Ecke setzen und noch einmal alles durchgehen - dann wird das schon.“

Literatur:

Sabine Grotehusmann: Der Prüfungserfolg: Die optimale Prüfungsvorbereitung für jeden Lerntyp. Gabal. 192 S. 19,90 Euro, ISBN-13: 9783897498594

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