Kinder lernen beim Singen soziale Kompetenzen

Essen (dpa/tmn) - Singen ist für die meisten Kinder etwas Selbstverständliches. Daran können Eltern anknüpfen: Je früher sie gemeinsam mit ihrem Kind Musik machen, desto eher bleibt es später dabei.

Beim Singen in der Gruppe üben Kinder nebenbei noch soziale Fertigkeiten.

Singen kann für Kinder mehr bedeuten als das reine Töne treffen. Vor allem in einer Gruppe machten sie die Erfahrung, dass Singen eine Gemeinschaft zusammenschweißen kann: „Beim Singen lernt man, auf andere zu hören, Rücksicht zu nehmen“, sagt Werner Schepp, Professor für Chorleitung an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Kinder lernten dadurch, sich in andere einzufühlen. Darüber hinaus hätten neurobiologische Studien gezeigt, dass Singen Gehirnregionen miteinander vernetzt. „Studien haben gezeigt, dass Schüler, die im Chor singen, besser im Sätze formulieren sind“, erläutert Schepp.

Eltern könnten ihre Kinder schon früh im Singen unterstützen: „Im Kindergartenalter singen sie meist ganz automatisch beim Spielen.“ Dies sollten Erwachsene beim gemeinsamen Lieder singen aufgreifen, zum Beispiel vor dem Essen oder ins Bett gehen. Und selbst wenn die eigenen stimmlichen Fähigkeiten begrenzt sind: „Gemeinsam mit dem Kind zu singen, hat einen ganz anderen Effekt, als nur die Kassette anzumachen“, sagt Schepp.

Wollen Eltern außerhalb der Schule einen Chor finden, sollten sie auf einige Dinge achten: „Die Altersspanne sollte nicht zu groß sein. Singen Kinder von 5 bis 14 Jahren mit, ist das nicht kompatibel“, sagt Schepp. Ein anderer guter Anhaltspunkt sei, welche Ziele der Chor sich selbst steckt: „Sagen die 'Hauptsache, wir singen was' oder haben die Ziele und wollen was lernen?“. Je nach den Vorstellungen des Kindes sollten Eltern dann entscheiden, wo es sich besser aufgehoben fühlt.

Die Begeisterung für das Singen in der Gruppe schwindet meist in der Pubertät. Jugendliche, die nicht von klein auf in einem Chor gesungen haben, sind laut Schepp mit 13 oder 14 Jahren schwer dafür zu gewinnen. „Über die Eltern funktioniert das gar nicht, das klappt wenn über Freunde, die im Chor singen.“

Haben Kinder keine Lust aufs Singen oder wollen nicht mehr zu den Chorproben, sollten Mutter und Vater das ernst nehmen - aber nicht gleich einknicken. „Ein guter Deal ist zu sagen: 'Du gehst jetzt noch die nächsten sechs bis acht Wochen hin, und danach reden wir noch einmal drüber'“, rät Schepp. Seiner Erfahrung nach bleibe der Großteil der Kinder dabei. Denn oft versuchten sie nur zu testen, wie weit sie gehen können. „Und wenn die Eltern bei fehlender Lust jedesmal sagen 'Dann bleib doch daheim', wissen sie, dass sie damit durchkommen.“

Wenn aber deutlich wird, dass Sohn oder Tochter ernsthaft andere Interessen als das Singen entwickeln, sollten Eltern nicht dagegen angehen, sondern diese Entscheidung respektieren.

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