Wider die Einsamkeit : Im Alter neue Kontakte knüpfen
Reutlingen (dpa/tmn) - Es ist eine Art natürlicher Schwund: Ab einem Alter von 30 Jahren geht etwa alle fünf Jahre eine Person im Freundeskreis verloren.
„Die Clique verstreut sich in alle Himmelsrichtungen, verschiedene Lebensentwürfe machen es schwierig, den Kontakt zu halten“, erklärt der Sozialwissenschaftler Eckart Hammer, Professor an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg. Dabei ist soziale Interaktion das, was unser Leben verlängert und uns geistig gesund hält.
Es geht nicht nur um Interaktion zwischen Gleichaltrigen, sondern auch um generationsübergreifende Kontakte. Das können die Enkel- oder Wahl-Enkelkinder sein oder Grundschulkinder, denen man bei den Hausaufgaben hilft. Beide Seiten profitieren: Die Älteren bleiben aktiv, die Jüngeren werden idealerweise altruistischer. Zudem erweitert sich durch solche Bekanntschaften das Netzwerk. Man hat jemanden, der einem im Fall der Fälle helfen kann.
Schlimm sei die Einsamkeit, nicht das selbst gewählte Alleinsein, sagt Franz Müntefering. Der ehemalige Vizekanzler engagiert sich als Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO). Wer im Alter neue Freunde kennenlernen will, dem bieten sich weniger Gelegenheiten als noch mit Mitte 30. Also muss man sich Gelegenheiten schaffen: von der Volkshochschule über Tanzkurse bis zu Bildungsveranstaltungen. Auch ein Hund ist eine prima Kontaktbörse.
Müntefering regt an, Bewegung und Begegnung zu verbinden und beispielsweise einem Senioren-Sportverein beizutreten: „Wer sich zwei Mal die Woche trifft und gemeinsam spazieren geht, lernt garantiert neue Menschen kennen.“ Eine andere Gelegenheit sind Mittagstische wie sie Vereine, Pflegeeinrichtungen oder Mehrgenerationenprojekte anbieten.
Hammer empfiehlt, von vornherein Freundschaften gut zu pflegen, um im Alter nicht alleine dazustehen. „Man kann auch mal dem Freund oder der Freundin einen Brief schreiben und betonen, wie wichtig einem der andere ist.“ Zudem könne es sinnvoll sein, darüber nachzudenken, wen man noch von früher kennt, aber aus den Augen verloren hat. Vielleicht lässt sich so auch mit Hilfe des Internets eine alte Bekanntschaft neu beleben.