Frisch verliebt: Freunde trotz Beziehung nicht vergessen

Basel/Hamburg (dpa/tmn) - Fünf geplante Verabredungen und immer sagt die beste Freundin ab - und das nur wegen ihres neuen Freundes. Das kann für Freunde ganz schön anstrengend sein. Druck oder Vorwürfe machen die Sache aber nur noch schlimmer.

Es kribbelt im Bauch, die Gedanken kreisen nur noch um die eine Person, und spätestens der erste Kuss sorgt für ein berauschendes Gefühl. Wenn Jugendliche sich verlieben, schweben sie oft auf Wolke Sieben - nichts ist wichtiger, als mit dem neuen Partner zusammen zu sein. Das Nachsehen haben oft der Kumpel oder die beste Freundin. Kein Wunder, dass es dann schnell mal knallt.

„Natürlich sollten die Verliebten im Austausch mit ihren Freunden bleiben“, sagt Nancy Bodmer, Leitende Psychologin des Zentrums für Entwicklungs- und Persönlichkeitsdiagnostik der Universität Basel. Doch auch die beleidigten Freunde müssten umdenken. „Vorwürfe sind nicht angebracht. Wenn der engste Kumpel sich verliebt, dann sollte man nachsichtig sein und ihm die Zeit mit seiner neuen Freundin geben.“ Denn Verliebtheit müsse man ausleben und genießen dürfen. „Sie ist wichtig für jeden von uns, denn wir können uns in schlechten Zeiten an die schönen Momente erinnern.“

Zu großer Druck von Freunden könne dieses schöne Gefühl zum Teil zerstören. „Wenn der beste Kumpel aber zum Beispiel schon zum sechsten Mal in Folge eine Verabredung abgesagt hat, weil er lieber seine Freundin treffen will, dann sollte man ihm schon sagen, dass es nervt“, sagt Jutta Stiehler, Leiterin des Dr.-Sommer-Teams der Jugendzeitschrift „Bravo“. Vorwürfe sollten sich Jugendliche dabei verkneifen und besser etwas sagen wie: „Ich finde es nicht okay, dass du jetzt nur noch mit ihr zusammen bist. Komm, lass uns wieder was unternehmen!“

Wer es schafft, sollte auch auf harsche Kritik verzichten. Außerdem sollte man immer im Blick behalten, dass es normal ist, wenn Verliebte viel Zeit mit ihrem neuen Partner verbringen. „Schuld daran sind hauptsächlich nicht die Verliebten, sondern die Hormone. In der Pubertät sorgen sie dafür, dass Jugendliche das andere Geschlecht plötzlich anders wahrnehmen als in der Kindheit“, erklärt der Hormonforscher Prof. Christoph Keck vom Endokrinologikum in Hamburg.

Dass sich die Verliebten euphorisch und beglückt fühlen und vieles um sich herum vergessen, liegt also auch an chemischen Reaktionen im Körper - und nicht nur daran, dass ihnen ihre besten Freunde auf einmal egal sind. „Man kann sich gegen Hormone nicht wehren“, sagt Keck. Genau so viel Aufmerksamkeit wie gewohnt könnten Freunde von Verliebten also nicht fordern.

„Am besten vereinbaren beide gemeinsam regelmäßige Termine, an denen sie sich ungestört sehen können“, rät Stiehler. Zum Beispiel könne man sich einen bestimmten Nachmittag in der Woche für den besten Kumpel oder die beste Freundin freihalten, an dem der neue Partner nicht mit dabei ist. So lasse sich Streit vermeiden.

Aber nicht nur die vernachlässigten Freunde, sondern auch die Verliebten selbst müssten bei den Gesprächen sensibel sein. Gleich eingeschnappt zu sein, weil der andere mehr Zeit fordert, helfe nicht weiter. „Stattdessen sollten die Verliebten ihren Freunden klarmachen, dass sie ihnen nicht egal sind, nur weil sie plötzlich weniger Zeit haben“, sagt Psychologin Bodmer.

Manchmal kann es helfen, den Kumpel und die neue Freundin einander besser kennenlernen zu lassen. So merke er, dass es einem gut mit ihr geht. Versteht er das nicht, dürfe sich der Verliebte die schönen Gefühle aber nicht madig machen lassen, sagt Stiehler. „Dann muss man lernen, Nein zu sagen und Prioritäten zu setzen“, findet auch Bodmer.

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