Essgewohnheiten im Alter ändern sich

München (dpa/tmn) - Im Alter ist die Figur nicht mehr so wie Anfang 20 - und der Geschmackssinn auch nicht. Dieser lässt nach, oft kommen die gleichen Gerichte auf den Teller. Um Übergewicht vorzubeugen, sollten Senioren auf Abwechslung und Bewegung achten.

Früher sehr schlank, heute stolz auf ihre Kurven: Die französische Filmdiva Catherine Deneuve hat mit ihren 67 Jahren offenbar keine Lust mehr auf strenge Diäten, sondern fühlt sich auch etwas runder sehr wohl. Zumindest ist das in ihrem Film „Das Schmuckstück„ zu sehen. Damit ist Deneuve in den Medien aber eher eine Ausnahme. Schließlich sind auch dort häufig ältere Frauen zu sehen, die gertenschlank oder fast etwas zu dünn sind. Ob das andere ältere Frauen unter Druck setzt, auch so auszusehen?

Tatsächlich gibt es einige ältere Menschen, die sich zu dick fühlen, wie Diplom-Psychologin Barbara Ney, langjähriges Mitglied des Berufsverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen, aus München erzählt. „Das sind vor allem Frauen, nicht Männer. Sie kaufen beispielsweise bestimmte Pillen und meinen, das hilft beim Abnehmen.“

Auch die Remuda Ranch, eine Klinik für Essstörungen in Arizona in den USA, berichtete bereits, dass der Anteil an Essstörungen bei älteren Frauen gestiegen sei. Allerdings würden viele Ärzte dieses Problem häufig nicht bemerken.

Das Thema Essstörungen wie Magersucht betrifft zwar nur einen kleinen Anteil älterer Menschen. Laut einer Erhebung des Robert-Koch-Instituts in Berlin beispielsweise sind rund 44 Prozent der Männer und Frauen über 65 Jahren übergewichtig; nur knapp ein Prozent dagegen untergewichtig. Expertin Ney bestätigt aus eigener Erfahrung: „Ungesunde Diäten oder bedenkliche Essstörungen sind nur bei einer sehr kleinen Gruppe zu beobachten. Im Alter ist es eher ein Problem, dass sich die Menschen nicht gesund ernähren.“

Das bestätigt Martin Haupt, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie in Wiehl. „Im Alter verändern sich der Geschmackssinn und das Durstempfinden, während Krankheiten und andere Probleme hinzukommen“, sagt der Facharzt für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie. Das führe zu einseitiger Ernährung.

Essstörungen im Alter gebe es, sie seien aber kein Massenphänomen. „Die Werbung und die Medien haben mit den älteren Menschen eine Zielgruppe entdeckt“, so der Mediziner. „Doch das heißt noch lange nicht, dass dies wirklich so auf die Menschen wirkt, dass sie sich krankhaft schlecht ernähren oder hungern.“

Was sich im Laufe der Jahre allerdings spürbar verändert hat, ist laut Haupt das Körperbewusstsein: „Viele ältere Männer und Frauen achten mehr und bewusster auf eine ausgewogene Ernährung - sie ernähren sich gesünder als Generationen vor ihnen.“ Die Essgewohnheiten hätten sich auch durch eine bessere Aufklärung verändert. „Die Menschen wissen, wie viel sie trinken müssen und in welchen Lebensmitteln zum Beispiel Vitamine und Kohlenhydrate enthalten sind. Sie essen weniger Fett, mehr Fisch und mehr Obst.“

Hinzu kommt, dass viele mehr auf Bewegung achten. Nicht im übertriebenen Sinne, sondern als Erhalt von Muskulatur und Kreislaufstabilität - und zum Halten des Gewichts. „Es gibt einige Ältere, die mit dem Eintritt ins Rentenalter zunehmen, zum Beispiel weil sie sich dann weniger bewegen.“ Das Zusammenspiel von gesunder Ernährung und ausreichend Bewegung sei mittlerweile auch bei vielen älteren Männern und Frauen bekannt. „Das setzt natürlich voraus, dass sich die Menschen noch gut bewegen können“, sagt Haupt.

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