„Die Frau in mir“: Ein Mann erforscht seine weibliche Seite

München (dpa) - Für eineinhalb Jahre war Christian Seidel als Frau unterwegs. Mit Männern hat er seither Probleme. In einem Buch beschreibt er seine Erfahrungen - Frauen kommen dabei gut weg, Männer weniger.

Christian Seidels Zeit als Frau beginnt an einem kalten Wintertag: Er friert bei einem Spaziergang an den Beinen und kauft kurzerhand Nylonstrümpfe, halterlos. Seine Frau ist von dem neuen Kleidungsstück nicht begeistert, beschreibt er in seinem Buch „Die Frau in mir. Ein Mann wagt ein Experiment“. Fehlt ihrem Mann etwas? Sucht er neue sexuelle Erfahrungen? Seidel kann die Aufregung nicht verstehen - ihn fror doch nur an den Beinen. Eine Idee keimt in ihm: Er will als Mann in Frauenkleidung leben.

Etwa anderthalb Jahre war der frühere Medienmanager Seidel als Frau unterwegs - seine Erfahrungen sind nun in einem Buch zusammengefasst. Am Anfang des „Experiments“ ist Seidel demnach euphorisch, die neuen Erfahrungen berauschen ihn. Er kauft eine blonde Perücke, einen Ledermini und falsche Brüste. Er stakst in High-Heels durch München und fühlt sich, als könne er fliegen.

Doch je länger sein „Frau-Sein“ dauert, auf umso mehr Widerstand stößt er. Viele Freunde hätten sich abgewendet, schreibt er. Seine Frau habe sich ständig rechtfertigen müssen. Der heute 54-Jährige wird von Fremden angegriffen.

In seinem Buch beschreibt Seidel die Frauen als weich, empathisch und lebensfroh. Die Männer hingegen kommen ziemlich schlecht weg. So schafft der Autor eigene Schubladen und Mann-Frau-Kategorien, in die er die Protagonisten einordnet. Trotzdem ist ihm ein interessantes Buch gelungen.

Das liegt vor allem daran, dass Seidel sich nicht nur theoretisch mit dem Kampf der Geschlechter auseinandersetzt - er hat ihn am eigenen Leib erfahren.

Literatur:

Christian Seidel: Die Frau in mir, Heyne-Verlag, 288 Seiten, 12,99 Euro, ISBN-13: 978-3-453-60299-1.

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