Krefeld App bringt Sex und Gewalt in Krefelder Kinderzimmer

Auf YouTube Kids sind unangemessene Videos zu sehen. Es gibt in der Stadt keine Anlaufstellen und Hilfen für Eltern.

Krefeld: App bringt Sex und Gewalt in Krefelder Kinderzimmer
Foto: Andreas Bischof

„YouTube Kids bietet Unterhaltung für die ganze Familie. Ob Lieblingsserien ansehen oder die umfangreiche Videosammlung durchstöbern — YouTube Kids ist kostenlos, nutzerfreundlich und ganz auf Familien ausgerichtet. You-Tube Kids — die Plattform für kleine Weltentdecker.“ So präsentiert YouTube sein neues Angebot für Kinder, das auf minderjährige Nutzer ausgerichtet ist und mit einem unbedenklichen und gesteuerten Medienkonsum wirbt. Bei den Krefelder Anlaufstellen für Jugendbildung und Medien ist das neue Produkt des US-Konzerns jedoch weitestgehend unbekannt. Verbraucherzentrale, Jugendamt und Jugendbeirat können nur auf überregionale Ansprechpartner verweisen. Recherchen ergeben, dass das neue Produkt Sicherheitslücken aufweist.

Immer wieder schleichen sich Gewalt verherrlichende und andere nicht-jugendfreie Inhalte in die Kinderzimmer. Kritik gibt es auch an der Beeinflussung minderjähriger Rezipienten durch Werbung. Diese wird als solche gekennzeichnet und darf keine Produkte wie Dating oder Lebensmittel umfassen. Sexuelle und gewalttätige oder zum Kauf anregende Inhalte sollen laut Unternehmen ebenfalls tabu sein.

Trotz Sperren schleichen sich ungeeignete Inhalte ein Bei, von Benutzern hochgeladenen, Videos zieht YouTube Kids keine eindeutige Grenze. Ein Beispiel ist der McDonalds- Kanal. Es werden Videos mit der Herstellung von Chicken Nuggets gezeigt. Verbraucherschutz-Organisationen werten solche Videos als nicht ausreichend gekennzeichnet. Auch können vom Benutzer hochgeladene Videos indirekte Werbung enthalten, denn diese gelten nicht als bezahlte Werbeanzeigen. Für YouTube sind diese Werbeanzeigen wichtig, da der Konzern mit seinem neuen Produkt Gewinn machen will. Studien belegen allerdings, dass Kinder im Vorschul- oder Grundschulalter nicht zwischen Inhalten des Videos und Werbung, auch wenn sie als solche gekennzeichnet ist, differenzieren können.

Für Minderjährige sind manche Videos alles andere als geeignet. Gewalt, Hass, Drogen und sexuelle Inhalte, meist mit beliebten Disney-Figuren, haben sich einen Weg in die Kinder-App gebahnt.

Google möchte die Sicherheit verbessern, bisher wurden aber nur mögliche Lösungsansätze formuliert: Die Meldefunktion soll verbessert werden. Wie genau, ist nicht bekannt. Die gemeldeten Inhalte sollen daraufhin von einem YouTube-Mitarbeiter überprüft und mit einer Altersbeschränkung versehen oder entfernt werden. Bis zur Meldung eines Videos kann allerdings viel Zeit verstreichen.

Eine effektive Möglichkeit für Eltern, YouTube Kids sicherer zu gestalten, ist das Deaktivieren der Suchfunktion. Dadurch werden ausschließlich Videos vorgeschlagen, die den bereits angesehenen ähnlich sind. Der beste Schutz gegen unangemessene Inhalte ist nach wie vor, dass Eltern den Video-Konsum ihrer Kinder im Auge behalten. Bei bedenklichen Inhalten können sie dann eingreifen und diese melden.

Die Technik entbindet die Eltern nicht von der Fürsorgepflicht Matthias Felling, Referent für Jugendmedienschutz bei der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz, appelliert an die Pflicht der Eltern: „Es gibt keine technischen Lösungen, die Eltern aus der Erziehungspflicht entlassen. Eltern müssen ihren Kindern beibringen, dass sie sich, wenn sie etwas merkwürdig finden, an sie wenden können.“ In YouTube Kids sieht er eine Verbesserung, welche den Medienkonsum für Kinder zumindest sicherer macht: „Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht.“ Felling sieht Anbieter wie YouTube allerdings auch in der Pflicht, Eltern besser über Vor- und Nachteile solcher Produkte aufzuklären.

Informationen rund um Medienkonsum unter:

klicksafe.de ajs.nrw.de

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