Anlaufstellen bei sexuellem Missbrauch

München (dpa/tmn) - Der sexuelle Missbrauch von Kindern und Jugendlichen ist laut einer Studie leicht zurückgegangen. Dennoch gibt es Opfer und Menschen, die einen Verdacht haben. Oft wissen sie nicht, an wen sie sich wenden können.

Denjenigen hilft folgende Übersicht:

6,4 Prozent der Frauen und 1,3 Prozent der Männer berichteten von einem Missbrauch mit Körperkontakt vor ihrem 16. Geburtstag. Das geht aus einer repräsentativen Befragung von rund 11 500 Menschen hervor. Verglichen mit einer repräsentativen Studie aus dem Jahr 1992 seien die Zahlen gesunken, sagte der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN), Christian Pfeiffer, am Dienstag (18. Oktober). Damals hatten 8,6 Prozent der Frauen und 2,8 Prozent der Männer einen Missbrauch mit Körperkontakt bis zum 16. Lebensjahr angegeben.

Pfeiffer führte die Entwicklung darauf zurück, dass die öffentliche Aufmerksamkeit und Anteilnahme für die Leiden der Opfer gestiegen sei. Zudem hätten Internate, Schulen, Sportvereine und kirchliche Einrichtungen häufig Maßnahmen umgesetzt, um Kinder besser zu schützen. „Potenzielle Täter erfahren auch dadurch, dass sich ihr Risiko der Tataufdeckung erhöht hat“, heißt es in der Studie. Zudem seien die Opfer häufiger bereit, die Täter anzuzeigen. Das habe offenbar eine abschreckende Wirkung auf die Täter.

Auch wenn die Bereitschaft der Opfer zu einer Anzeige gestiegen ist, vielen fällt es schwer, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Nicht immer wissen sie, an wen sie sich wenden können oder haben Sorge, dass ihre Informationen nicht vertraulich behandelt werden. Beratungsstellen oder Hotlines nehmen vor allem Erwachsene in Anspruch. „Für Kinder ist das häufig zu abstrakt. Sie wenden sich eher an vertraute Personen im Alltag“, sagt Elisabeth Helming vom Deutschen Jugendinstitut (DJI).

Personen, die nicht selbst von Missbrauch betroffen sind, sondern nur einen Verdacht im Fall von anderen haben, können sich ebenfalls an Beratungsstellen wenden. „Die Mitarbeiter können dann gezielt nachfragen: 'Was haben Sie gesehen, in welchem Kontext'?“, sagt Helming. Sie könnten auch Tipps geben, wie Kinder geschützt werden können.

Hilfe und Beratung finden Betroffene und Angehörige bei einer Vielzahl von Adressen. Hier eine kurze Übersicht:

Lokale Beratungsstellen finden:

- Seit 2010 gibt es die unabhängige Beauftragte der Bundesregierung zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs. Diese kostenlose Anlaufstelle kann Betroffene auch an lokale Angebote weitervermitteln.

- Informationen und Kontaktadressen für Opfer von sexueller Gewalt sowie für Angehörige bietet bundesweit der Verein Wildwasser an. Über die Postleitzahlen-Suche lassen sich Anlaufstellen in der Nähe finden.

Online-Beratung:

- Unter www.hilfe-missbrauch.de gibt es die Möglichkeit einer Online-Beratung. Die Seite ist ein Angebot der katholischen Kirche.

Telefonseelsorge:

- Erste Hilfe bietet auch die Telefonseelsorge. Die kostenlose Hotline ist rund um die Uhr erreichbar unter 0800 - 111 0 111 oder 0800 - 111 0 222.

Anlaufstellen für Frauen:

- Die Hilfsorganisation Terre des Femmes kümmert sich unter anderem um Frauen, die sexuell missbraucht wurden. Informationen und Kontakt gibt es unter www.frauenrechte.de.

- Schnelle Hilfe und Kontakte zu Frauenhäusern gibt es außerdem unter www.frauennotruf.de.

Anlaufstellen für Männer:

- Ein Hilfsangebot für Jungen und Männer, die sexuell missbraucht wurden, ist der Verein Tauwetter. Kontaktadressen gibt es unter www.tauwetter.de.

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