EU: Weniger Gift in Obst und Gemüse

Eine Verordnung sorgt dafür, dass weniger Pestizide auf den Feldern verwendet werden. Was heißt das für den Verbraucher?

Brüssel. In der EU werden erstmals besonders gefährliche Pestizide verboten. Einer entsprechenden Verordnung stimmte das Europaparlament am Dienstag in abschließender Lesung zu. Sie sieht vor, dass die Substanzen bis 2018 nach und nach vom Markt genommen werden. Hier werden die wichtigsten Fragen zu dem Gesetz für den Verbraucher beantwortet.

Die neuen Regeln verbieten Pflanzenschutzmittel, die einige besonders gefährliche Wirkstoffe enthalten. Dabei geht es um Substanzen, die bei hoher Dosis Krebs erregen, die Fortpflanzung schädigen oder das Erbgut verändern. Darüber hinaus müssen einige problematische Stoffe, die das Nervensystem beeinträchtigen können, ersetzt werden, wenn es angemessene Alternativen gibt.

Bislang folgen die Regeln dem Prinzip der Risikogewichtung. Zugelassen wurden auch Gifte - aber nur, wenn sie wegen ihrer Verdünnung um ein Vielfaches unter der Gefahrenschwelle für Menschen liegen. Getreu dem Motto: Es kommt immer auf die Dosis an.

Genau darüber wurde Jahre gestritten. Die Industrie sagt: Sogar normales Salz ist lebensgefährlich, wenn man es in riesiger Dosis einnimmt. Trotzdem würde es niemand verbieten. Die Kritiker kontern: Ständig werden überhöhte Rückstände giftiger Stoffe in gespritztem Obst entdeckt, weil Bauern mehr Pestizide einsetzen als empfohlen - aber das kann niemand überwachen. Deshalb müsse man die giftigsten Stoffe verbieten.

Fast. Das EU-Parlament hat zugestimmt. Nun müssen noch die Minister die Verordnung billigen. Aber das gilt als Formsache, denn es gab Vorverhandlungen.

Der Ministerrat wird sie wohl im Frühjahr absegnen. Dann dürfen keine Pestizide mit den verbotenen Wirkstoffen mehr neu zugelassen werden. Bei alten Produkten läuft die Zulassung innerhalb der nächsten zehn Jahre aus - je nach dem, wann sie genehmigt wurden.

Nein. Zwar warnt die Pestizid-Industrie vor "einigen schmerzhaften Lücken im Pflanzenschutz", etwa gegen Schadpilze im Getreide. Aber selbst sie sagt keine dramatischen Einbußen im Angebot von Obst und Gemüse in Westeuropa voraus. Der Kunde werde weiter beliefert.

Das lässt sich noch nicht absehen. Vieles hängt davon ab, ob Bauern und Pestizidhersteller andere Mittel und Wege finden, Agrarerzeugnisse vor Schadinsekten, Unkräutern oder Pilzen zu schützen. Studien, nach denen angeblich jedes Brot elf Cent und der Liter Milch vier Cent teurer werden, sind Spekulation.

Jenseits der EU-Grenzen werden auch in Zukunft Substanzen zugelassen sein, die in Europa verboten sind. Allerdings darf damit behandeltes Obst nicht in die EU importiert werden.

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