Die Masche der Telekom

Konzern will Anschlüsse kappen, wenn Kunden nicht in Langzeitverträge wechseln.

Düsseldorf. Überall Wirtschaftskrise und die Deutsche Telekom droht ihren Kunden mit Rauswurf? Mit zweifelhaften Methoden versucht der Ex-Monopolist Verbraucher in langfristige Verträge zu locken.

Langjährige ISDN-Kunden der Telekom trauten ihren Augen nicht. Unter der Überschrift "Wichtige Vertragsinformation" teilte ihnen das Unternehmen per Brief mit, ihre ISDN-Anschlussverträge "Standard" und "Komfort" noch in diesem Jahr zu beenden. Gleichzeitig seien damit auch der "Internetzugang sowie alle weiteren an diesem Anschluss extern zugebuchten Leistungen und Produkte" betroffen.

Wer nicht plötzlich ohne Telefonanschluss dastehen will, muss selbst handeln, mahnte das Bonner Unternehmen. Wie das gemacht wird, erfuhren die Kunden im Schreiben: Ihnen wurde ein Wechsel auf das DSL/Telefon-Komplettpaket "Call&Surf Comfort" mit Flatrate fürs Internet und Telefonieren ins deutsche Festnetz für rund 40 Euro im Monat sowie ein dringender Anruf unter der Service-Nummer empfohlen. Preiswertere Alternativen blieben dabei unerwähnt.

Hintergrund der Aktion dürften zwei Faktoren sein. Zum einen möchte die Telekom ihre Vielzahl von Produktvarianten und Alttarifen reduzieren und übersichtlicher strukturieren. Zum anderen soll eingedämmt werden, dass Kunden zur meist günstigeren Konkurrenz abwandern. Das gelingt am besten durch lange Vertragslaufzeiten, die einen Wechsel oft über Jahre hinweg verhindern. "Die Telekom versucht damit, den Markt weiter dicht zu machen", sagt Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Branchenverbands VATM. "Das Zubuchen günstiger Wettbewerberangebote im Bereich DSL und Internet wird gebremst."

Betroffen sind hier vor allem Konkurrenten wie Arcor oder Tele2. Noch immer haben Millionen Kunden ihre Telefongespräche und Internetzugänge bei einem alternativen Unternehmen zu ihrem Telekom-Festnetzanschluss dazu gebucht. Beim größten Anbieter solcher Dienste, dem Düsseldorfer Tele2, telefonieren und surfen hierzulande rund zwei Millionen Verbraucher.

"Die Telekom täuscht den Verbrauchern vor, dass sie sich unbedingt melden müssen, bevor ihre Anschlüsse angeblich eingestellt werden", sagt Oliver Rockstein, Geschäftsführer von Tele2. So heißt es: "Eine automatische Umstellung Ihres Anschlusses kann nicht erfolgen. Der Produktwechsel muss von Ihnen beauftragt werden".

Telekom-Sprecher Marc Sausen versicherte jedoch, dass kein betroffener ISDN-Kunde in einen längerfristigen Vertrag wechseln muss. Jeder könne den Tarif "CallPlus Universal" mit einer monatlichen Grundgebühr von 26,95 Euro und einer Vertragslaufzeit von nur einem Monat buchen.

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