Das Internet vergisst nichts

Gefahren im Netz: Wie man seine Daten in Online-Netzwerkenschützen und sich gegen Cyber-Mobbing wehren kann.

Düsseldorf. Stacy Snyder wollte Lehrerin werden. Doch auf der Internet-Plattform MySpace war ein Foto von ihr zu sehen, auf dem sie eine Piratenmütze trägt und aus einem Becher trinkt - Titel: "Der betrunkene Pirat". Aus Sicht der potenziellen Arbeitgeber "unwürdig" für eine angehende Lehrerin - Snyders Karriere als Pädagogin war damit schlagartig beendet.

Dieser Fall aus den USA zeigt, wie schnell persönliche Informationen aus der digitalen Welt den Betroffenen auch in der Realität zum Verhängnis werden können. Jeder, der im Internet allzu freigiebig mit seinen Daten umgeht, kann in die Falle tappen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema:

"Was einmal im Netz ist, kann man nicht mehr kontrollieren", sagt Peter Widlok, Sprecher der Datenschutz-Initiative Klicksafe. Unternehmen könnten die Angaben für personalisierte Werbung oder Spam-E-Mails nutzen, und auch die Gefahr, dass sie von Cyber-Kriminellen benutzt werden, besteht. Wer einen Steckbrief in sozialen Netzwerken wie MySpace, StudiVZ oder Facebook erstellt, muss damit rechnen, dass er auch von potenziellen Arbeitgebern gelesen wird: Unvorteilhafte Bilder - wie die der betrunkenen Referendarin Stacy Snyder - oder schräge StudiVZ-Gruppen ("Halb betrunken ist weggeschmissenes Geld") dürften auch hierzulande schon manchem Bewerber die Karriere-Aussichten verbaut haben.

Bei StudiVZ und MySpace werden die Daten immerhin gelöscht, wenn man sich abmeldet. Facebook wollte sich auch für die Zeit nach der Abmeldung das komplette Nutzungsrecht sichern, lenkte aber nach massiven Protesten ein. Doch im Prinzip vergisst das Internet nichts: Auch gelöschte Informationen lassen sich in der Regel noch in digitalen Archiven aufspüren. Die persönlichen Spuren seien wie "Tätowierungen, die später nur unter sehr großen Schwierigkeiten beseitigt werden können", betont der Wissenschaftler John Palfrey.

Die Grünen fordern ein Qualitätssiegel für soziale Netzwerke. Der Antrag, den die Grünen-Fraktion in den Bundestag einbringen will, sieht vor, dass Daten von Mitgliedern "nur bei ausdrücklicher vorheriger Genehmigung" an Dritte weitergegeben werden dürfen. Der Wissenschaftler Viktor Mayer-Schönberger aus Harvard plädiert für ein "digitales Verfallsdatum": Wer eine Datei anlege, solle bereits festlegen, nach welcher Zeit sie automatisch gelöscht wird - nur so könne späterer Missbrauch verhindert werden.

Datenschützer raten dazu, möglichst wenige private Informationen und Bilder in sozialen Netzwerken preiszugeben - was allerdings auch den Spaß an diesen Webseiten stark einschränken würde. Zumindest könnte man seinen Steckbrief so einstellen, dass sensible Daten nur von befreundeten Nutzern gesehen werden können. Adresse, Geburtsdatum oder Telefonnummer sollte man auf öffentlich zugänglichen Seiten grundsätzlich nie preisgeben.

Immer wieder wird vor Gewalt- und Pornoseiten sowie Chatrooms gewarnt, zu denen Kinder und Jugendliche relativ leicht Zugang finden. Die Gefahren gibt es - allerdings kennen sich viele Kinder mit den neuen Medien besser aus als ihre Eltern und finden sich oft durchaus gut im Netz zurecht. Ein neues Problem, das immer stärker um sich greift, ist Cyber-Mobbing: Dabei nutzen Jugendliche soziale Netzwerke, um andere fertig zu machen.

Sie stellen unvorteilhafte Foto-Montagen ins Netz, beschimpfen das Mobbing-Opfer anonym oder gründen im SchülerVZ Hassgruppen. Für die Betroffenen eine Katastrophe: Die Hänseleien sind nicht auf den Schulhof beschränkt, sondern können von jedem mitgelesen werden.

Kleinere Äußerungen kann man noch ignorieren. Aber sobald es zur Belastung wird, sollte man sich an den Betreiber der Webseite wenden. Auf Initiative der EU soll es in den sozialen Netzwerken künftig auch einen Hilfe-Knopf zum Schutz von Jugendlichen geben - dann können Cyber-Mobbing und anstößige Kontaktversuche per Mausklick gemeldet werden.

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