Bio Siegel wo sind die Unterschied Bio und Fairtrade Siegel: ihre Bedeutung und die Unterschiede

Gütesiegel und Labels bieten Konsumenten schon lange eine gute Orientierung beim Einkauf. TÜV-Siegel für geprüfte Sicherheit oder den Blauen Engel als Zeichen für umweltschonende Produkte und Dienstleistungen gibt es schon seit mehr als 40 Jahren.

Anfang der Neunzigerjahre kam dann das erste große Textil-Siegel hinzu: der Oeko-Tex Standard 100 oder der Standard 100 by Oeko-Tex, wie es seit 2016 heißt. Dahinter steht bis heute die „Internationale Gemeinschaft für Forschung und Prüfung auf dem Gebiet der Textil- und Lederökologie“ mit Sitz in Zürich und Filialen in über 60 Nationen. Rund 10.000 Bekleidungshersteller in der ganzen Welt beteiligen sich an der Zertifizierung nach dem Oeko-Tex-Standard. Damit ist das Label das verbreitetste und bekannteste.

Ein Oeko-Tex-Siegel garantiert vor allem chemie- und schadstofffreie Textilien: Azo-Farbmittel, Blei, Formaldehyd und eine ganze Reihe weiterer Stoffe dürfen in der so ausgezeichneten Kleidung oder anderen Textilien nicht vorkommen. Weiter müssen die Textilien hautfreundlich oder farbecht sein. Schon früh erweiterte die Oeko-Tex-Gemeinschaft ihren Fokus noch über diesen wichtigen Gesundheitsaspekt hinaus. Seit Mitte der Neunzigerjahre bezogen weitere Oeko-Tex-Labels auch ökologische und sozial verantwortliche Herstellungsbedingungen ein. Hieraus entstand später das STeP by Oeko-Tex Siegel als Zertifizierungssystem für Nachhaltigkeit von der ressourcenschonenden Produktion bis hin zu sozial verträglicher Beschäftigung. Das Zertifikat baut auf die Einhaltung öffentlich einsehbarer Kriterien auf, die einen internationalen Quasi-Standard unabhängig von nationalen Gesetzen und Regelungen schaffen sollen. Eine Zertifizierung gilt jeweils für drei Jahre, bevor sich Unternehmen erneut einer Prüfung unterziehen müssen.

Längst finden Verbraucher auf Bekleidung und anderen Textilien aber noch viele weitere Labels für ökologische, faire Mode. Ebenfalls in den Neunzigerjahren entstand in Amsterdam ein weiteres sehr bekanntes Label: der rote Kleiderbügel der Fair Wear Foundation (FWF). Die gemeinnützige Organisation ist in elf Nationen von Bangladesch über die Türkei bis Vietnam tätig und konzentriert sich dabei auf die wichtigsten Herstellungsländer der globalen Textilwirtschaft, in denen es immer wieder schwere Verstöße gegen menschenwürdige Arbeitsbedingungen oder sogar Unglücke mit vielen Toten gab. Unternehmen vor Ort können sich der Organisation anschließen und garantieren damit ein sicheres Arbeitsumfeld mit fairen Löhnen gemäß den Stiftungsrichtlinien. Knapp 100 Textilhersteller, die wiederum für etwas mehr 100 Modemarken in Europa arbeiten, gehörten 2019 der Fair Wear Foundation an. Besonders engagierten Marken, die in der Herstellung oder bei den Lieferketten die FWF-Standards mehr als erfüllen, zeichnet die Fair Wear Foundation mit dem Leader-Status als Branchenvorbild aus – eine davon ist das hessische Unternehmen Hess Natur.

Hess Natur setzt sich dafür ein Mode Ressourcen schonend zu verarbeiten

Nachhaltige ökologische Mode für alle – mit diesem Anspruch wurde das Unternehmen, gegründet vom Ehepaar Dorothea und Heinz Hess, zum Pionier der deutschen Textilbranche in diesem Bereich. Alles begann mit chemiefreien Strampelanzügen für Babys. Heute sind daraus ganze Kollektionen für Damen und Herren geworden. Der Pioniergeist ist geblieben: Hess Natur verwendet Bio-Hightech in diesen Tagen und zeigt damit, welche Möglichkeiten in ökologischen Textilien stecken können. Beispielsweise in Outdoor Kleidung für verschiedene Aktivitäten ersetzen hier längst natürliche Fasern von Pflanzen und Tieren die künstlichen Materialien, die lange den Bereich Outdoor dominiert haben.

Neben dem FTW-Label trägt die Bio-Mode der Hessen noch einige weitere wichtige Labels wie den Grünen Knopf für die gesamte Kollektion. Der Grüne Knopf ist ein sehr junges deutsches Textilsiegel, das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit 2019 ins Leben gerufen wurde. Es forderte bereits mit Einführung nicht weniger als die Einhaltung von 26 ökologischen und sozialen Standards. Die bezogen sich vorerst nur auf die Textilverarbeitung. In den nächsten Jahren soll das Label Stück für Stück auch Anbau, Zucht und Lieferketten umfassen, und damit praktisch nahtlos hohe Nachhaltigkeitsstandards von den Feldern bis in unsere Läden oder Onlineshops gewährleisten. Mit der staatlichen Garantie hinter dem Siegel hat das Grüne-Knopf-Label absoluten Ausnahmecharakter.

Better Cotton, das Fairtrade-Siegel oder GOTS – noch mehr Öko-Labels

Das GOTS Label als „Global Organic Textile Standard“ ist schon etwas weiter als der Grüne Knopf. Es gilt neben Oeko-Tex als weltweit führender Standard für die Verarbeitung biologisch gewonnener Naturfasern. Ein Kleidungsstück mit dem GOTS-Siegel muss mindestens 70 Prozent reine Naturfasern enthalten. Aber auch die restlichen 30 Prozent müssen ökologischen Ursprung haben und dürfen nicht aus konventioneller, oft tier- oder umweltschädlicher Herstellung stammen. Gleichzeitig achtet das Siegel auch auf soziale und umweltverträgliche Produktionsbedingungen mit fairen Löhnen und dem Verbot von Kinder- oder Zwangsarbeit.

Damit geht das GOTS-Label weiter als beispielsweise die Better Cotton Initiative (BCI) oder auch das Fairtrade-Cotton-Siegel. Während andere Labels ganzheitliche Ansätze verfolgen, um die kompletten Bedingungen entlang der Entstehung eines Kleidungsstücks unter ökologischen und sozialen Gesichtspunkten zu verbessern, setzen Better Cotton oder das Fairtrade-Cotton-Label auf Mikro-Schritte – ähnlich wie auch das Label Cotton made in Africa. Die Baumwolle, die unter diesen Labels entsteht, ist nicht immer Bio-Baumwolle. Die Label-Standards garantieren zwar einen pestizidfreien Anbau, sie wollen aber vor allem die Arbeits- und Lebensbedingungen der Baumwollbauern und ihrer Familien verbessern. Deswegen stehen Forderungen nach strikt biologischen Anbaukriterien etwas im Hintergrund.

Hier sollen Strukturen geschaffen oder verbessert werden, die den Menschen in einigen der ärmsten Regionen der Welt mehr Perspektiven eröffnen und langsam einen bescheidenen Wohlstand ermöglichen sollen. Dazu gehören Schulungen rund um den Baumwollanbau für bessere Ernten oder die Organisation und Förderung von Gemeinschaftsprojekten wie Erzeugergenossenschaften. Das Fairtrade-Cotton-Label geht dabei noch am weitesten, weil es auch weitere Schritte bei der Verarbeitung und die verantwortlichen Familien mit ihren kleinen Unternehmen in die Förderung einbezieht und dort Standards kontrolliert.

Pauschal kann kein Bio- oder Öko-Label über das andere gehoben werden. Hinter jedem Label oder Siegel stehen unterschiedliche Ansätze, die am Ende aber eines gemeinsam haben. Sie alle wollen die Textilwirtschaft unter Ökologie- und Nachhaltigkeitsaspekten besser machen. Damit leisten sie alle ihren Beitrag für ein wichtiges Ziel: ein Umsteuern in der globalen Textilindustrie. Die bisherige Bilanz dieses Wirtschaftszweigs mit enormen Umweltbelastungen, hohem Ressourcenverbrauch, gequälten Tieren und vielen getöteten Menschen oder Auswüchsen mit billiger Fast Fashion kann so nicht bestehen bleiben. Bekleidung, ihre Herstellung und die Natur können viel mehr im Einklang stehen – fast wieder so wie in den vergangenen Jahrtausenden, bevor eine Textilindustrie mit nahezu unkontrolliertem Wachstum entstand. Bio- und Öko-Labels weisen den Weg. Am Ende ist es deswegen nahezu egal, für welches Öko-Textil-Label Sie sich entscheiden. Wichtig ist: Sie entscheiden sich beim nächsten Mode-Shopping überhaupt für eines dieses Labels.

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