Zahl der Studienanfänger ohne Abitur gestiegen

Gütersloh (dpa/tmn) - Unternehmen und Gewerkschaften forderten immer wieder die Öffnung der Unis für Meister und andere beruflich Qualifizierte. Lange wehrten sich die Hochschulen. Nun steigen die Zahlen allmählich an.

Die Zahl der Studienanfänger ohne Abitur oder Fachhochschulreife hat sich binnen fünf Jahren verdreifacht. Sie ist in der Zeit von 2007 bis 2011 von 3940 auf 11 907 gestiegen. Das teilt das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) mit. Insgesamt liegt der Anteil der Studienanfänger ohne Abitur und Fachhochschulreife in Deutschland jetzt bei 2,3 Prozent - ein Zuwachs von 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die meisten Studienanfänger ohne Abitur hat Nordrhein-Westfalen (4,7 Prozent). Auf Rang zwei folgt Mecklenburg-Vorpommern (3,7 Prozent), auf Rang drei Berlin (3,3 Prozent). Schlusslicht ist das Saarland mit 0,5 Prozent.

Fast 90 Prozent der Erstsemester ohne Abi oder Fachhochschulreife sind an einer westdeutschen Hochschule eingeschrieben: 2011 betrug ihre Zahl 11 025 - in den neuen Bundesländern waren es nur 882.

Für das Studieren ohne Abitur ist neben einem Berufsabschluss meist die Berufserfahrung mehrerer Jahre gefordert. In Deutschland gibt es mindestens 4000 Studiengänge, in die sich Bewerber ohne Abi und Fachhochschulreife einschreiben können. Diese soll ein neuer Online-Studienführer www.studieren-ohne-abitur.de des CHE und des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft verzeichnen.

Infolge des Bildungsgipfels von Bund und Ländern hatte die Kultusministerkonferenz 2009 den Hochschulzugang für Meister und beruflich Qualifizierte ohne Abitur wesentlich erleichtert. Nach anfänglicher Zurückhaltung machen Hochschulen vermehrt spezifische Studienangebote für diese Zielgruppen.

Im Vergleich zu anderen Ländern ist der Anteil der Studienanfänger ohne Abitur in Deutschland immer noch gering. Etwa in Schweden haben mehr als ein Drittel der Studenten keine klassische Hochschulreife und schaffen es über ihre berufliche Qualifizierung ins Studium.

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