Wo Frauen mehr Geld verdienen

Männer bekommen im Schnitt ein Viertel mehr Gehalt. Doch in einigen Branchen und Regionen ist der Unterschied nicht so extrem.

Nürnberg. Fast ein Viertel - so viel weniger verdienen Frauen im Vergleich zu Männern. Genau 23,2 Prozent macht der Gehaltsunterschied im Schnitt aus, wie das Statistische Bundesamt für das Jahr 2008 errechnet hat. Bei Kollegen gleichen Alters und gleicher Qualifikation bekommen Männer immer noch 12 Prozent mehr als Frauen, ergab eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg.

Deutschland steht beim Thema Lohngerechtigkeit schlecht da: Laut IAB ist der Unterschied hierzulande im internationalen Vergleich hoch. Und er hat - nach einem Rückgang in den 90ern - seit der Jahrtausendwende wieder zugenommen. Es gibt viele Untersuchungen zur ungleichen Bezahlung von Mann und Frau. Sie zeigen, dass sich der "Gender Pay Gap" von Branche zu Branche, Region zu Region und Firma zu Firma stark unterscheidet. Welcher Job bietet die beste Chance einer guten und vor allem gleichwertigen Bezahlung? Ein Überblick:

In Männerberufen gibt es im Schnitt mehr Geld. Liegt der Frauenanteil in einem Berufszweig bei mehr als 60 Prozent, verdienen Beschäftigte 27 Prozent weniger als in männlich dominierten Branchen, ergab eine Analyse des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB).

Als Frau einen klassischen Männerberuf zu wählen, führt aber weder zwangsläufig zu einem hohen noch zu einem gleichwertigen Lohn. "In sehr männerdominierten Bereichen haben es Frauen häufig schwerer, weil es ihnen gegenüber Vorbehalte gibt", erklärt Hermann Gartner, Arbeitsmarktexperte beim IAB. So waren Ingenieurinnen im Jahr 2007 trotz des beklagten Fachkräftemangels doppelt so häufig arbeitslos wie Ingenieure. Und sie verdienen im Schnitt rund 17 Prozent weniger als Männer, ergab eine Umfrage auf Lohnspiegel.de der Hans-Böckler-Stiftung.

Große Betriebe zahlen besser als mittlere und die wiederum besser als kleine, stellt der 1.Gender-Datenreport der Bundesregierung fest. Frauen sind aber eher in kleinen und mittleren Firmen beschäftigt: Je größer der Betrieb, desto geringer ihr Anteil.

Das ist ungünstig, denn gerade in Großbetrieben falle der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen besonders gering aus, erklärt Bettina Hieming vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. Ein Grund dafür könne sein, dass es in solchen Firmen standardisierte Verfahren für Einstellungen und zur Bemessung des Entgeltes gibt, sagt Gartner. Diskriminierendes Verhalten werde dadurch eher verhindert.

"Wo es eine betriebliche Mitbestimmung gibt, sind die Lohnunterschiede geringer", sagt Gartner. Und von einem Betriebsrat profitierten untere Gehaltsgruppen besonders - in ihnen arbeiten vor allem Frauen. Tarifverträge schützten nicht zwangsläufig vor Diskriminierungen, sagt Hieming. Auch in ihnen komme es zu unterschiedlichen Bewertungen von Arbeit. Warum zum Beispiel werde die Verantwortung für Budgets - die häufig Männer innehaben - höher bewertet als die Verantwortung für Menschen?

Viele Tarifverträge sähen zudem Zulagen für Tätigkeiten vor, die vor allem Männer ausüben, etwa für Schichtdienst oder besondere körperliche Belastungen, ergänzt Waltraud Cornelißen vom Jugendinstitut in München.

In Städten sind die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern geringer als auf dem Land, ergab eine IAB-Studie. Demnach verdienten Frauen in ländlichen Gebieten bei gleicher Ausbildung, Berufserfahrung und Betriebszugehörigkeit in ähnlich großen Betrieben rund 25 Prozent weniger als Männer. In den Großstädten betrug die Differenz 15 Prozent. Als Erklärung führt das IAB an, dass Frauen in Städten mehr Auswahl haben und dadurch der Wettbewerb größer ist. Auf dem Land würden Frauen eher schlecht bezahlte Jobs in der Nähe ihres Wohnortes annehmen.

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