Geige bis Gitarre Wie werde ich Musikfachhändler?

Offenbach (dpa/tmn) - Den ganzen Tag Gitarre spielen? Für Musikliebhaber wie Manuel Hauptmann wäre das ein Traum. Der 25-Jährige spielt Gitarre, seit er Teenager ist. Bei der Ausbildung zum Musikfachhändler bleibt dafür aber kaum Zeit: Hier ist er mehr als Kaufmann denn als Künstler gefordert.

Geige bis Gitarre: Wie werde ich Musikfachhändler?
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Die Fachleute brauchen ein Herz für Musik und ein Händchen fürs Verkaufen. Eine Menge Leidenschaft ist dennoch immer im Spiel, wenn er Hobbymusiker im Geschäft berät. „Das ist kein normaler Beruf“, sagt Hauptmann, der gerade sein zweites Lehrjahr im Musikhaus André in Offenbach absolviert. Schließlich verkaufe er nicht „irgendetwas“. „Musik ist einfach etwas Besonderes, und sich mit Musikinstrumenten zu beschäftigen, ist etwas Schönes.“

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Viele Azubis sind selbst aktive Musiker, die ihr Hobby zum Beruf machen wollen, sagt Birgit Böcher vom Gesamtverband Deutscher Musikfachgeschäfte. Denn ohne fundiertes musikalisches Vorwissen kommt man in dem Beruf nicht weit: Wenn neue Instrumente eintreffen, muss geprüft werden, ob sie einwandfrei sind, gibt Hauptmann ein Beispiel. Und wenn ein Kunde sich für ein Instrument interessiert, sollte man es ihm am besten einmal vorführen können.

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Außerdem müssen die Fachhändler eine breite Modellpalette überblicken und sich mit der Bauweise verschiedener Instrumente auskennen. Was unterscheidet bei E-Gitarren eine Les Paul von einer Stratocaster? Wie sollte eine Klarinette oder ein anderes Instrument für Einsteiger aussehen?

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In dem Beruf hat man viel Kundenkontakt. „Azubis müssen daher Spaß daran haben, mit Menschen umzugehen“, sagt Böcher. Und sie brauchen ein wenig Menschenkenntnis. „Auf der einen Seite gibt es Eltern ohne Vorwissen, auf der anderen Seite die Musikfreaks.“ Die Beratung ist dadurch aber auch sehr vielseitig: Der eine will nur ein ganz bestimmtes Notenheft, der andere sucht eine E-Gitarre für seinen sechsjährigen Sohn und hat noch keine konkreten Vorstellungen, erzählt Hauptmann.

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Es gibt aber auch viel im Büro zu organisieren: Instrumente bestellen und Rechnungen durchgehen etwa, zählt Hauptmann auf. Die Ausbildung dauert drei Jahre und ist noch recht neu: Sie wird erst seit 2009 angeboten. Zuvor gab es nur den Musikalienhändler, eine Spezialisierung im Einzelhandel, wie das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn erläutert.

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Auch heute noch lernen angehende Musikfachhändler im ersten und dritten Jahr gemeinsam mit den Azubis aus dem Einzelhandel. Im zweiten Jahr können sie ihr Wissen jedoch im Blockunterricht an der Staatlichen Berufsschule Mittenwald in Bayern vertiefen, wo auch Instrumentenbauer ihr Handwerk lernen. Die Lehre umfasst laut BIBB die Bereiche Musikinstrumente, Musikalien beziehungsweise Noten und Tonträger, später wählen Azubis einen davon als Schwerpunkt.

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Bei der Vergütung gibt die Bundesarbeitsagentur 557 bis 750 Euro im ersten Lehrjahr, 627 bis 820 im zweiten und 719 bis 950 Euro im dritten als Richtwerte an. Später kann das Gehalt den Angaben zufolge bei 2180 bis 2551 Euro brutto liegen.

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Arbeitgeber sind längst nicht nur Geschäfte für Musikinstrumente. Auch Musikverlage, Plattenfirmen oder Veranstalter kommen infrage, zählt Böcher auf. Nicht zuletzt sind Fachleute in CD-Abteilungen gefragt, die sich mit den aktuellen Charts und Trends auskennen.

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Was die Jobaussichten betrifft, ergibt sich ein gemischtes Bild: Der Musikfachhandel habe es derzeit zwar nicht leicht, gegen den Online-Handel zu bestehen, sagt Böcher. Die Statistik weise bisher aber kaum Arbeitssuchende unter den fertig ausgebildeten Musikfachhändlern aus. Und durch ihr Wissen seien sie auch für andere Bereiche der Branche interessant.

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Immer wichtiger wird dabei Wissen über moderne Technik: Gitarrenverstärker etwa werden heute auch mit Apps gesteuert, erklärt Manuel Hauptmann. Laptop und Tablet dienen als Tonstudio im Wohnzimmer. Und Musik und Noten werden zunehmend über das Netz vertrieben. Auch in dieser Hinsicht müssen Fachhändler stets auf dem Laufenden sein.

Dass die Technik Instrumente eines Tages überflüssig macht und er irgendwann nur noch Apps statt Gitarren verkaufen wird, glaubt Hauptmann jedoch nicht. „Das Feeling von einem echten Instrument kann die Technik nie ersetzen.“

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