Wie werde ich...? Kinderkrankenpfleger

Berlin (dpa/tmn) - Jedes Jahr gibt es in der Kinderkrankenpflege mehr Bewerber als Ausbildungsplätze. Kein anderer Beruf in der Pflege ist so begehrt. Dabei ist der Job nicht einfach: Die Fachkräfte erleben Familien im Ausnahmezustand.

Hinzu kommt der Schichtdienst.

Für das Mädchen war es kein leichter Start: Normalerweise dauert eine Schwangerschaft 40 Wochen. Sie kam in der 25. Woche auf die Welt - 450 Gramm schwer. Drei Wochen später ist sie immer noch winzig. Vorsichtig schiebt die Kinderkrankenschwester Janette Perrey ihren Arm in den Brutkasten. Ihre schmale Hand sieht im Vergleich zum Babykopf riesig aus. Ist die Station voll belegt, betreuen Perrey und die anderen Kinderkrankenschwestern 28 Frühchen im Helios Klinikum Berlin-Buch. Zusammen mit den Ärzten stehen sie 28 Familien zur Seite, die häufig völlig überfordert sind. Wickeln, füttern, waschen: Bei so kleinen Babys sind diese Handgriffe nicht leicht. Fast immer sind die Eltern von Frühgeborenen völlig unbeholfen. „Wir sind dann das verlängerte Sprachrohr der Kinder“, sagt Schwester Perrey.

Perrey ist eine von 38 000 Kinderkrankenschwestern in Deutschland. Während eine Ausbildung in der Alten- und Erwachsenenpflege nur wenige anzieht, gibt es in der Kinderkrankenpflege jedes Jahr mehr Bewerber als Ausbildungsplätze. Die Frühchenstation ist dabei nur ein Einsatzgebiet der Fachkräfte. Daneben arbeiten sie in Kinderkliniken auf allen Stationen - von der Chirurgie bis zur Psychiatrie. Außerhalb der Kliniken können sie bei ambulanten Pflegediensten Jobs finden.

„Kinderkrankenpfleger betreuen kranke Kinder: Vom Frühgeborenen bis zum Jugendlichen bis 17 oder 18 Jahre“, sagt Elfriede Zoller vom Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland. Die meisten lockt die Arbeit mit Kindern. „Viele denken allerdings, es reicht in dem Beruf, gut mit Kindern zu können“, sagt Peter Schellmann, Pflegedienstleiter am Helios Klinikum Berlin-Buch. Doch die Arbeit mit kranken Kindern fordere viel mehr.

Schwester Janette Perrey arbeitet zunächst einmal am Kind: Sie wechselt Windeln, füttert und notiert das Gewicht der Frühchen. Daneben haben Kinderkrankenpfleger oft noch einen zweiten Patienten: die Eltern. „Viele Eltern sind sehr besorgt“, erzählt Perrey. Ein großer Teil der Arbeit in ihrem Job bestehe deshalb darin, die Erziehungsberechtigten zu beruhigen.

Wer als Kinderkrankenpfleger oder -schwester arbeiten will, brauche emotionale Festigkeit, sagt Schellmann vom Helios Klinikum Berlin-Buch. Angehende Auszubildende sollten gut auf Menschen zugehen können, Einfühlungsvermögen haben und geduldig sein, zählt Zoller vom Berufsverband auf. Für die drei Jahre lange, schulische Ausbildung zum Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger ist formal nur ein Realschulabschluss erforderlich. Da der Bewerberandrang sehr groß ist, sind aber zumindest sehr gute Noten im Abschlusszeugnis notwendig, sagt Schellmann.

Ein Nachteil der Arbeit ist die Schichtarbeit. „Man sollte sich vorher gut überlegen, dass man nicht jedes Wochenende und jeden Feiertag freihat“, sagt Perrey. Einen anderen Job kann sie sich trotzdem nicht mehr vorstellen: Sie interessiere die Medizin, erzählt sie. Und den Rest erzählen die Karten, an der großen Pinnwand im Flur: „Liebes Team! Danke, Danke, Danke!“ steht auf einer - und Ähnliches auf vielen mehr.

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