Wie werde ich ...? Kanal- und Industriefachkraft

Berlin (dpa/tmn) - Viele Abwassersysteme sind marode, doch die nötigen Fachkräfte fehlen: Spezialisten für Rohr-, Kanal- und Industrieservice sind gesucht. Wer das Geschäft mit dem Mief nicht scheut, kann sich auf spannende Aufgaben freuen - mit viel Hightech.

Nach dem Anschluss der Neubausiedlung an das Abwassernetz prüfen David Panitz und seine Kollegen, ob die Leitungen dicht sind. Mithilfe des dicken Schlauchs eines Spülfahrzeugs reinigt der 20-Jährige zunächst die neuen Rohrsysteme mit Hochdruck. „Das nennen wir Spülen“, erklärt Panitz. Als nächstes fährt ein weiterer Kollege von einem anderen Fahrzeug aus die Leitungen mit einer ferngesteuerten Kanalkamera ab. Ob alles in Ordnung ist, sieht er auf dem Monitor.

Bei der brandenburgischen Firma Mayer Kanal- und Rohrreinigung absolviert Panitz zurzeit seine Ausbildung zur Fachkraft Rohr-, Kanal- und Industrieservice. Er ist im ersten Jahr seiner dreijährigen Ausbildung. Im Moment lernt er wie die Spülgeräte funktionieren. Danach kommen die Rohrinspektionskameras und die Absperrblase dran, mit der Kanalabschnitte blockiert werden, um Dichtheitsprüfungen durchzuführen.

Im theoretischen Teil der Ausbildung in der Berufsschule paukt David Panitz neben Baurecht auch Richtlinien zum Umweltschutz oder Vorschriften zur Abwasserbeseitigung. „Pro Jahr absolvieren 200 bis 300 Jugendliche die Ausbildung zur Fachkraft Rohr-, Kanal- und Industrieservice“, erklärt Gerhard Treutlein vom Verband der Rohr- und Kanaltechnikunternehmen. „Der Beruf hat nach wie vor ein Imageproblem“, sagt Treutlein. Bei Rohr-und Kanalarbeiten dächten die Leute als erstes an Fäkalien. Dabei sei der Job zunehmend vom Umgang mit Hightech-Geräten geprägt.

Dass es natürlich immer wieder dreckig wird und auch stinken kann, weiß David Panitz. „Spätestens wenn es zu Reparaturen runter in die Kanalisation geht.“ Doch der Job sei abwechslungsreich. Man komme ständig an neue Einsatzorte, sei mit immer anderen Herausforderungen konfrontiert.

Für die Arbeit erhalten tariflich bezahlte Auszubildende im ersten Ausbildungsjahr 581 Euro, im zweiten 697 Euro. Im dritten sieht der Tarif laut der Bundesagentur für Arbeit 871 Euro vor. Der spätere Durchschnittsverdienst liegt je nach Region und Firma bei 1800 bis 2000 Euro brutto. Bei Bewerbern sind gute Noten in Mathematik, Physik und Chemie gefragt. Auch handwerkliche Fähigkeiten seien wichtig, ergänzt Torsten Thiede, der bei Mayer die praktische Ausbildung leitet.

Außerdem müssten komplexe technische Apparaturen bedient werden, die wie die Rohrkamera teilweise sehr teuer seien. „Arbeit finden Fachkräfte Rohr-, Kanal- und Industrieservice - außer bei Unternehmen der Rohr- und Kanalreinigung auch im Baugewerbe“, sagt Treutlein. Außerdem bei manchen Sanitärfirmen, bei Kommunen, bei kommunalen Wasserbetrieben oder bei Abwasserzweckverbänden. „Der Beruf hat eine goldene Zukunft“, ist der Branchenprofi überzeugt. Denn viele Kanalnetze seien marode, für die anstehenden Arbeiten gebe es zu wenige Fachkräfte.

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