Vom Lagerarbeiter zum Moderator: Jobs bei Teleshopping-Sendern

Düsseldorf (dpa/tmn) - Porzellanpuppen, Küchenzubehör, Schmuck: Bei Teleshopping-Sendern gibt es eigentlich alles zu kaufen. Was viele nicht wissen: Die Branche setzt Millionen um. Wer dort arbeiten möchte, hat die Wahl zwischen den unterschiedlichsten Jobs.

Zugegeben: Viel Prestige bietet die Branche nicht. Teleshopping-Sender sind in der Regel ganz hinten auf der Fernsehbedienung programmiert. Bei vielen lösen die Verkaufssendungen nur ein Schmunzeln aus, wenn sie zufällig hineinzappen. Angebote „günstig wie nie“, den letzten Schrei der Mode und einzigartige Technik versprechen die Moderatoren und preisen dabei Dinge wie eine Porzellanpuppe oder ein abenteuerlich aussehendes Fitnessgerät an. Von manchen dieser Dinge wusste der Kunde vorher vermutlich noch nicht, dass er sie braucht. Doch die Branche setzt Millionen um - und bietet die verschiedensten Jobs.

Die großen Player auf dem Markt heißen QVC in Düsseldorf und HSE24 in München: Dazu kommen kleinere Sender wie 123 TV in München oder Channel 21 in Hannover. 2011 setzten die Sender Produkte für 1,37 Milliarden Euro um, hat eine Studie der Strategieberatung Goldmedia herausgefunden. Allein für QVC arbeiten 3900 Menschen, bei HSE24 sind es 2580. Der Umsatz in der Branche ist zuletzt kräftig gewachsen: QVC verbuchte 2011 rund 770 Millionen Euro, bei HSE24 waren es 470 Millionen Euro - in beiden Fällen ein Plus von 7 Prozent.

Dabei sind Teleshopping-Sender Medienhäuser und Vertriebshaus in einem. Jobs gibt es sowohl im Fernsehstudio als auch in den Callcentern zur Bestellannahme. Auch in der Logistik finden sich Stellen. Bei HSE 24 arbeiteten etwa 30 Prozent der Mitarbeiter in Jobs rund um das Fernsehstudio. Die übrigen 70 Prozent arbeiteten zum Beispiel im Einkauf, in der Finanzabteilung oder im Logistikzentrum, sagt Stefanie Maute von HSE24.

Der bekannteste Job im Fernsehstudio ist der des Moderators: Viele träumen davon, Seite an Seite mit TV-Sternchen wie Designer Harald Glööckler, Big-Brother-Gewinnerin Alida-Nadine Kurras oder Schauspieler Ralf Bauer zu moderieren. Doch die Arbeit ist nicht leicht. Beim Teleshopping zählt nicht die Quote, sondern der Umsatz. Es sind vor allem Frauen jenseits der 50, die die Moderatoren zum Einkauf überreden müssen.

Das weiß auch Moderatorin Valeska Spickenbom: Schon seit 2006 arbeitet sie für den Sender QVC. Inzwischen hat sie den Dreh voll heraus. „Sie reißen uns ja heute alles aus den Händen“, ruft die Moderatorin den Zuschauern der Sendung zu. Dann geht sie mit ihrem Co-Moderator die Farben eines Bratdeckels durch. Der Zuschauer denkt jetzt natürlich, er müsse schnell zugreifen.

Während Moderatoren bei anderen Sendungen einen Teleprompter haben, arbeiten die Teleshopping-Moderatoren ohne doppelten Boden. Sie sind live auf Sendung - und müssen auch bei Aussetzern einfach immer irgendwie weiterreden. „Die freie Rede ist eine Herausforderung“, sagt Alida-Nadine Kurras. Die Gewinnerin der zweiten Staffel von „Big Brother“ ist das berühmteste Gesicht von Channel 21. Sie schwärmt von ihrer Arbeit: Man könne sich beim Teleshopping in jede erdenkliche Richtung ausprobieren.

Ein ganz eigener Job im Fernsehstudio ist der des Produktexperten. Produktexperten präsentieren zusammen mit den Moderatoren die Waren. „Die werden zum Teil von den Lieferanten selbst geschickt“, sagt Irmgard Jarosch von QVC. Zum Teil seien es aber auch unabhängige Fachleute. Bevor sie auf Sendung geschickt werden, durchliefen sie ein Casting, in dem etwa ihre Kameratauglichkeit getestet wird.

Daneben gibt es in den Fernsehstudios noch weitere Jobs: Gebraucht würden TV-Direktoren, die mit Regisseuren vergleichbar seien, sagt Jarosch. Gefragt sind Kamera- und Schnittleute, Kabelträger und Tonassistenten. Es gibt Promo-Producer, die Werbefilme herstellen und Grafikdesigner. „Wer sich für einen der Jobs interessiert, sollte sich direkt bei den Sendern bewerben“, empfiehlt Jarosch.

Doch ein Teleshopping-Sender ist eben nur zum Teil ein Medienhaus. Zum großen anderen Teil ist es ein Handelsunternehmen. Jobs gibt es deshalb auch im Vertrieb: Gesucht würden etwa Einkäufer für Mode oder Beautyprodukte, sagt Jarosch. Zum Teil würden die Einkäufer auch selbst neue Marken entwickeln, erläutert Maute. Es brauche Leute für das Controlling und den Vertrieb. Gefragt seien hier vor allem Fachkräfte mit einer kaufmännischen Ausbildung.

Viele Jobs gib es daneben in der Logistik. Für die Zentren, von denen aus die Pakete verschickt werden, werden Fachkräfte gesucht. Daneben gibt es Stellen in den Callcentern, in denen die Bestellungen der Zuschauer entgegengenommen werden. Schließlich würden für den IT-Bereich System-Administratoren gesucht.

Wer das nächste Mal in einen Teleshopping-Sender hineinzappt, muss womöglich immer noch schmunzeln: Er sieht dann vielleicht Schauspieler Ralf Bauer, wie er Yoga-Sets verkauft oder wie RTL-Moderatorin Birgit Schrowange ihre Kosmetikartikel anpreist. Doch er sieht dann auch, welche Bandbreite von Jobs die Branche bietet.

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