Soziale Netzwerke: Wo Job und Privates sich mischen

Hamburg (dpa/tmn) - Xing, Twitter oder Facebook gehören zum Alltag - auch in vielen Büros. Manchmal laufen sogar Kundenakquise und Kontaktpflege über soziale Netzwerke. Schwierig wird es, wenn sich private und berufliche Kontakte mischen.

Faktor Zeit: Beim Netzwerken im Internet verliert man schnell die Uhr aus den Augen. Schwupps, schon ist ein Stündchen um. „Netzwerke sind totale Zeitfresser“, warnt die Karriereberaterin Svenja Hofert. „Und wenn jemand ständig im Blick hat, ob sich jemand über Twitter oder Facebook meldet, wäre ich als Arbeitgeber auch skeptisch.“

Netzwerke = Internet: Rechtlich gesehen mache es keinen Unterschied, ob jemand im Internet surft oder soziale Netzwerke nutzt, sagt Nathalie Oberthür. Gibt es im Betrieb eine Vereinbarung, die das private Nutzen des Internets erlaubt, gelte das auch für Xing oder Twitter, erläutert die Fachanwältin für Arbeitsrecht.

Kontakt halten: Arbeitgeber profitieren von Mitarbeitern, die online netzwerken: „Ich kann damit meine Geschäftskontakte intensivieren, gerade zu Leuten, die ich sonst nur einmal im Jahr auf der Messe sehe“, sagt Svenja Hofert. „Wenn wir uns dann wiedersehen, erinnert sich derjenige viel schneller an mich.“

Zeit sparen: Wer soziale Netzwerke nutzt, kann damit auch Zeit sparen. Zum Beispiel, wenn er auf der Suche nach Geschäftskontakten ist. „In Netzwerken wie Xing kann gezielt nach Stichwörtern gesucht werden“, erklärt Hofert. Oft findet sich so genau der Experte, auf den man sonst nie gestoßen wäre.

Großes Publikum: Netzwerke erwecken den Eindruck, der Nutzer wende sich an ein begrenztes Publikum, seine „Follower“ oder bestätigten Kontakte. Der Nutzer vergesse, dass sein Publikum oft viel größer ist, warnt Jan-Hinrik Schmidt vom Hans-Bredow-Institut für Medienforschung. „Es kann zum Beispiel sein, dass jemand einen Firmennamen googelt und so einen Eintrag in einem Netzwerk findet.“

Chef liest mit: In sozialen Netzwerken sollte man nichts über sich verbreiten, was am Arbeitsplatz keiner wissen darf. „Dem einen ist es schon peinlich, wenn die Kollegen erfahren, dass ich Faustball spiele“, sagt Schmidt. „Der andere hat keine Probleme damit, dass die Mitarbeiter seine sexuellen Vorlieben kennen.“ Eine gute Leitfrage sei: „Bin ich damit einverstanden, dass mein Chef darüber Bescheid weiß?“

Gesetze beachten: Manche glauben, ihre Äußerungen auf Facebook oder in Xing seien so privat wie zu Hause im Wohnzimmer. Dort darf über den Chef hergezogen werden. „Soziale Netzwerke gehören aber nicht zur Privatsphäre“, warnt Nathalie Oberthür. Wer sich abfällig äußert, kann unter Umständen wegen Beleidigung belangt werden. „Das sollte sich jeder bewusst machen.“

Abgrenzung schwierig: Mancher Arbeitgeber würde die private Nutzung von Netzwerken am Arbeitsplatz am liebsten verbieten. Aber das ist kaum realistisch: „Es lässt sich oft nicht klar abgrenzen, was eindeutig beruflich relevant ist und was nur am Rand“, sagt Jan-Hinrik Schmidt. „In der modernen Arbeitswelt verschwimmen Privates und Berufliches immer mehr.“ Statt strenger Regeln, die kaum zu überwachen wären, seien Richtlinien wie in „Social Media Guidelines“ besser. Sie legen fest, was erwünscht ist und was nicht.

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