Sexistische Kollegen bei der Ehre packen

München (dpa/tmn) - „Gib mir mal den Stift, Mäuschen“ oder „Wenn ich jünger wäre...“ - solche Sprüche muss sich keine Frau anhören, erst recht nicht vom Kollegen. Sie sollte an seinen Anstand appellieren.

Denn auch anzügliche Männer haben Töchter, Schwestern, Frauen.

Sexistische Kommentare von Kollegen dürfen Frauen aus Sorge um ihre Karriere nicht einfach hinnehmen. Die Betroffene muss klar sagen: „Hören Sie auf!“ Das empfiehlt die Münchner Management-Trainerin Sabine Asgodom. Überraschend hilfreich sei es, wenn die Frau dabei an die Ritterlichkeit des Mannes appelliert: „Sie würden auch nicht wollen, dass Ihrer Frau das passiert.“

Vorwürfe einer jungen Reporterin gegen den FDP-Fraktionsvorsitzenden Rainer Brüderle sind Anlass der aktuellen Debatte um Sexismus. Auch im Büroalltag ist Sexismus immer wieder ein Thema. Keine Frau muss sich das gefallen lassen.

Ob dumme Sprüche oder sogar der Klaps auf den Po: Auf solche Übergriffe kann eine Frau auch falsch reagieren. Um nicht als Spielverderberin dazustehen, versuchen manche, selbst mit einem anzüglichen Spruch zu kontern. „Das ist gefährlich“, warnt die Expertin. „Es könnte sein, dass der Mann glaubt: "Oh, das ist ein lustiges Spielchen, sie hat auch Gefallen daran."“ Problematisch wird es auch, wenn ein anderer Kollege zufällig zuhört, wie die Frau zum Beispiel sagt: „Ach, ich hatte diese Woche schon fünf Männer, Sie wären jetzt einer zu viel."“

Und selbst wenn das Kontern funktioniert und den Mann aus der Fassung bringt: Auch humorvolle Frauen sind in einer Situation, in der sie sich bedrängt fühlen, oft nicht spontan und lustig. „Wenn ich Angst habe, fällt mir das alles nicht ein“, sagt Asgodom. Einstudierte Sprüche funktionieren nicht.

Falsch sei es, sich zurückziehen und sich vielleicht sogar zu sagen: „Ja gut, ich hatte ja auch einen kurzen Rock an.“ Eine klare Ansage räume das Problem meist schon für immer aus der Welt. Denn auch wenn sexistische Kommentare Frauen verletzen, manche Männer sind sich der Macht des Herrenwitzes gar nicht bewusst. Und wenn sich die hübsche, junge Kollegin nie wehrt, denken sie, der Spruch kam gut an. „Dabei lähmt die Frauen nur die Angst vor der Konsequenz“, stellt Asgodom fest.

Aber manche Männer sind nun mal so, oder? Das Argument zählt für Asgodom nicht - vor allem nicht im Job. „Das ist ein ernsthaftes Thema, kein Kavaliersdelikt“, warnt die Management-Trainerin. Denn Sexismus kann Frauen sogar Karrieren verbauen. Der Grund: Eine Frau wird grundsätzlich vorsichtig, wenn der Chef sie ab und zu „Mäuschen“ nennt oder sagt, dass sie in dem engen Rock sicher alle Männer verrückt macht. Ein geschäftliches Gespräch abends im Restaurant wird sie folglich ausschlagen. Denn da hätte er zu viele Gelegenheiten, ihr nahe zu kommen - dabei bieten solche Termine beste Chancen fürs Networking. „Und damit sind Sie abgeschnitten von einer Möglichkeit, von der man weiß, dass sie Karrieren fördert, nämlich dieses informelle Mal-ein-Bier-Trinken.“

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