Nach der Uni zum Wellenreiten - Studieren in Brasilien

Rio de Janeiro (dpa/tmn) - Ein Aufenthalt in Brasilien lohnt sich nicht nur während der Fußball-Weltmeisterschaft. Auch für Studenten kann sich ein Auslandsjahr auszahlen. Ohne Portugiesisch-Kenntnisse kommen sie aber nicht weit.

Nach der Uni zum Wellenreiten - Studieren in Brasilien
Foto: dpa

„Nach der Uni pflege ich einen brasilianischen Lebensstil“, erzählt Philipp Sackenheim. Der 23-jährige Münchener studiert seit August in Rio de Janeiro. Die Stadt genießt er in vollen Zügen: „Im Anschluss an die Vorlesungen mache ich Sport, spiele Fußball mit Freunden oder lerne surfen.“

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Mit der Fußballweltmeisterschaft vom 12. Juni bis 13. Juli rückt Brasilien derzeit verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit. Studenten haben das Land dagegen offenbar schon länger im Blick. Sie ziehen es immer häufiger für ein Auslandsstudium in Betracht. Die Zahl der Bewerber für einen Austauschplatz nach Brasilien hat sich in den letzten zwei Jahren mehr als verdoppelt, sagt Ana Santos-Kühn. Sie leitet das International Office der Technischen Universität München. Rund 600 deutsche Studenten fördert der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) derzeit in Brasilien mit einem Jahresstipendium.

Einen Grund für das gestiegene Interesse sieht Santos-Kühn in der zunehmenden wirtschaftlichen Bedeutung des Landes. „Deutsche Firmen lassen sich vermehrt in Brasilien nieder und suchen Leute, die beide Länder kennen.“ Immer mehr Studenten erkennen das - und wollen mit einem Auslandsjahr in Brasilien ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern. Gleichzeitig gibt es bislang nur relativ wenig Fachleute, die sich gut mit Brasilien auskennen und etwa fließend Portugiesisch sprechen, ergänzt Michael Eschweiler, der beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) das Referat für Brasilien leitet.

Doch auch in fachlicher Hinsicht ist ein Studienaufenthalt in Brasilien für Hochschüler aus vielen Fachrichtungen interessant. Ingenieure finden häufig den Energiesektor spannend, da Brasilien anders als Deutschland einen Großteil seines Energiebedarfs mit Wasserkraft deckt, erzählt Eschweiler.

Philipp Sackenheim ist in München für Technische Betriebswirtschaftslehre eingeschrieben. Vom Studium ist er begeistert. Es sei stärker praxisorientiert als in Deutschland.

„Die staatlichen Universitäten sind sehr gut“, bestätigt Eschweiler vom DAAD in Bonn. Allerdings wählen sie ihre Studenten sehr sorgfältig aus. Der Auswahlprozess ist deutlich aufwendiger als in Deutschland. Auf eigene Faust einen Studienplatz in Brasilien zu organisieren, ist deshalb nicht leicht. Einfacher ist es für Studenten, sich beim Auslandsbüro der Universität zu erkundigen, ob diese eine brasilianische Partner-Uni hat.

Auf jeden Fall sollten Hochschüler, die nach Brasilien möchten, vorher Portugiesisch lernen, rät Santos-Kühn. Die Vorlesungen seien meist in der Landessprache. Sprachkenntnisse sind unabdingbar.

Die DAAD-Stipendiatin Bega Tesch hat einen Studienplatz in der Millionenmetropole São Paulo bekommen. In Heidelberg studiert Tesch Übersetzungswissenschaften für Französisch und Portugiesisch. Mit zwei brasilianischen Studentinnen teilt sie sich eine WG in Campus-Nähe. „Ohne das Stipendium wäre es schwierig gewesen, das Jahr zu finanzieren“, erzählt sie. Gerade São Paulo sei sehr teuer. Bei 875 Euro im Monat liegt der Satz für das Brasilien-Stipendium des DAAD derzeit.

Sackenheim macht außerdem die Bürokratie zu schaffen. Dass er in München alle Scheine anerkannt bekommt, glaubt er nicht. Sein Bachelor-Studium werde deswegen wohl zwei Semester länger dauern. „Aber das war es auf jeden Fall wert.“

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