Freiberufler Künstler und Corona – wie Kreative schwere Zeiten überstehen können

Kleinkünstler, Musiker, Unterhalter, Schauspieler, Schriftsteller – die Kunstszene ist von der Coronakrise sehr hart getroffen worden. Die meisten Veranstaltungen wurden abgesagt, also floss auch kein Geld.

Künstler und Corona – wie Kreative schwere Zeiten überstehen können
Foto: pixabay.com/igorovsyannykov

Wenn keine Konzerte, Lesungen oder Zusammenkünfte stattfinden und die Theater geschlossen sind, dann bedeutet das für die Künstler ganz konkret, dass sie keinen Cent verdienen. Während Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld bekommen können, stehen Freiberufler in Extremsituationen wie der aktuellen Krise im Regen. Das größte Problem: Es gab zwar groß angelegte Hilfeprogramme wie die Corona Soforthilfe, doch die Gelder wurden in der Regel für die Betriebskosten von Unternehmen gewährt, also für die Ladenmiete, den laufenden Kredit usw. An Künstler und Kulturschaffende wurde zunächst nicht gedacht. Sie haben meist nicht so hohe laufende Kosten, bestreiten jedoch ihren Lebensunterhalt von ihren Gagen und anderen Einnahmen. Sie standen erst einmal mit dem Rücken zur Wand.

Viele Künstler haben keine nennenswerten Rücklagen, mit denen sie eine Krise wie die aktuelle überbrücken könnten. Sie leben ohnehin „von der Hand in den Mund“, allerdings mit voller Leidenschaft, weil sie sich ihrer Kunst verschrieben haben. Diese ausüben zu können ist wichtiger, als hohe Einnahmen zu erzielen. Das ist jedoch bei Künstlern nichts Neues, keine Seltenheit und auch kein Anzeichen von mangelnder Qualität der Kunst oder einer falschen Lebensführung. Selbst Mozart und Vivaldi starben arm, ebenso Franz Kafka, Van Gogh, Rembrandt und Gauguin.

Ein Leben zu führen, das von Kreativität geprägt ist, bedeutet jedoch auch, in Situationen wie der aktuellen eine Lösung zu finden. Groß- und Firmenveranstaltungen scheitern oft an den Corona- Bestimmungen und Auflagen, Kleinkünstler haben dennoch eine Chance, sich mit Auftritten im privaten Rahmen über Wasser zu halten.

Sind private Feiern die Lösung für Künstler und Entertainer?

Private Auftritte, kann das eine Lösung sein? Der Kleinkünstler Chris Lejeune ist ein positives Beispiel. Er betont, dass er Corona als Chance nutzt, um sich als Musiker für private Feste zu positionieren. Wird er für Veranstaltungen und Jubiläen im persönlichen Rahmen gebucht, gibt es deutlich weniger Schwierigkeiten wegen der Corona Auflagen, denn diese lassen sich leichter einhalten. Etwas mehr Abstand als sonst, die Maske aufsetzen, fertig.

Es gibt weitere Künstler und Entertainer, für die private Veranstaltungen ein geeigneter Weg sein können, um die Krise zu überbrücken. Die Frage ist nur, wie viele Kunden bei einem Event anwesend sein müssen, damit sich das Ganze auch lohnt, und ob man Gebühren für die Anfahrt berechnen will. Diese Fragen sind besonders relevant etwa bei einem mobilen Eisverkäufer, der nicht pro „Auftritt“, sondern pro verkaufter Portion bezahlt wird.

Etwas einfacher haben es da die Künstler der 20er Jahre Cabaretshow, die mit attraktiven Variéte Tänzerinnen begeistern. Im Mittelpunkt steht hierbei die individuelle Entwicklung eines Partykonzeptes passend für das private Firmenevent. Hierbei fließt die Berücksichtigung der Corona-Auflagen schon bei der Planung ein. Auch Clownerie und Zauberei eignen sich für solche Events. Der Grund ist, dass hierfür keine spezielle Bühne und Tontechnik benötigt werden. Walk Acts sind Aufführungen, die direkt mitten im Publikum passieren. Mit dem nötigen Abstand ist das sehr gut auch für kleinere Feiern geeignet.

Neue Wege, digitale Wege

Für viele Künstler sind solche Veranstaltungen jedoch nicht das Richtige. Zunächst einmal müssen sich Anfahrt und Auftritt auch lohnen, es kommt also ganz darauf an, dass die Feier auch mit dem entsprechenden Budget ausgestattet ist. Und solche Events eignen sich nur für Künstler, deren Auftritte auch einen echten Event-Charakter haben. Die ruhigen Töne einer Lesung etwa fallen hier aus dem Raster, und auch bildende Künstler müssen nach neuen Lösungen suchen. Diese können etwa im Internet zu finden sein. Hier sind Beispiele und Ideen:

  • Die Webseite StayHomeBuyArt präsentiert die Werke von Dortmunder Künstlern in einem Onlineshop. Künstler können sich überlegen, auch Plattformen wie Etsy zu nutzen, um ihre Werke an den Mann und die Frau zu bringen. In jedem Fall kann das eine gute Ergänzung sein, man darf jedoch nicht vergessen, dass eine Menge Marketing nötig ist, um einen gewissen Bekanntheitsgrad erreichen zu können. Instagram, Facebook, Pinterest – wer bisher wenig in den sozialen Medien unterwegs ist, nutzt vielleicht jetzt seine Chance, sich auf diesen Wegen bekannter zu machen.
  • Die "Getty Challenge", die das Getty Museum aus L.A. Ende März auf Twitter ins Leben rief, ist ein wunderbares Beispiel für kreative Lösungsansätze. Dabei ging es darum, mit drei Haushaltsgegenständen ein berühmtes Kunstwerk zu imitieren. Die besten Einsendungen wurden nun in einem Buch veröffentlicht, dessen Einnahmen an eine Initiative gehen, die US-amerikanische Künstler in der Corona-Krise mit finanziellen und anderen Ressourcen unterstützt.
  • Youtube und andere Videoformate nutzen, um etwa Lesungen zu veranstalten – eine gute Idee, die schon einige Künstler für sich nutzen. Gerade Youtube ist eine sehr gut besuchte Plattform, die sogar eine eigene Playlist für Lesungen hat. Auch Konzerte wurden schon online übertragen, nicht unbedingt über Youtube, sondern auch über andere Formate.

Bei solchen Aktionen stellt sich jedoch immer die Frage, wie man dafür sorgt, dass der Aufwand sich auch monetär auszahlt. Richtet man eine Bezahlschranke ein oder setzt man auf eine freiwillige Bezahlung? Organisiert man das Ganze wie eine Art Club, sodass nur zahlende Mitglieder Zugang zu bestimmten Inhalten haben (problemlos möglich etwa auf Patreon)? Der Vorteil an digitalen Inhalten ist, dass sie jederzeit reproduziert werden können. Eine Lesung etwa kann also deutlich öfter als nur einmal stattfinden und weiter verwertet werden.

Corona stellt alle vor eine große Herausforderung, besonders jedoch die Kunstschaffenden. Durch besondere Aktionen kann vielleicht nicht der gesamte Einkommensverlust ausgeglichen werden, mindestens jedoch ein Teil. Hier zeigt sich, dass kreatives Denken immer wieder zu neuen Lösungen führen kann.

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