Guter Arbeitgeber? So fühlen Bewerber Firmen auf den Zahn

Füssen (dpa/tmn) - In der Selbstdarstellung sind viele Arbeitgeber groß. Doch hinter den Kulissen sieht es oft anders aus. Wie Firmen abseits schöner Beschreibungen sind, müssen Bewerber selbst herausfinden - noch bevor sie den Job annehmen.

Guter Arbeitgeber? So fühlen Bewerber Firmen auf den Zahn
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Acht Tipps für den Check.

Viele Arbeitgeber werben mit Karrierechancen, Auslandeinsätzen oder flexiblen Arbeitszeiten. Nicht immer aber stimmen diese Selbstbeschreibungen mit der Realität überein, warnt der Karriereberater Dietrich L. Schmich aus Leipzig. Für Bewerber sei das gefährlich: „Es kann im Extremfall meine Berufslaufbahn zerstören, wenn ich das zu spät bemerke, kündige und dann einen Makel im Lebenslauf habe.“ Doch wie finden Bewerber heraus, was eine Firma wirklich bietet?

1. Systematisch vorgehen: Viele Jobsuchende machen den Fehler, zu wenig Quellen anzuzapfen und sich zum Beispiel nur auf eine Internetrecherche zu verlassen. Dieser einseitige Blick könne leicht in die Irre führen, warnt Schmich. Er rät, möglichst viele Quellen zu nutzen. Wichtig sei dabei allerdings eine Liste mit den wichtigsten Entscheidungskriterien und Fragen. „Sonst kann ich endlos recherchieren und verliere den Überblick.“

2. Kritischer Blick ins Netz: Was berichten Medien? Wie schneidet das Unternehmen in Rankings und auf Bewertungsportalen ab? Im Internet lassen sich eine Menge Informationen finden. Doch Doris Brenner, Karriereberaterin aus Rödermark, rät zur Vorsicht: Sind die Informationen aktuell, ausgewogen und seriös?

3. Hintergründe aus erster Hand: Die beste Quelle sind persönliche Kontakte. „Wenn ich jemanden im Unternehmen kenne und ihm vertraue, kann ich dessen Aussagen viel besser einschätzen“, erklärt Brenner. Bewerber könnten sich im Bekanntenkreis umhören, ob jemand einen Kontakt herstellen kann.

4. Vorsicht in Business-Netzwerken: Bei Xing oder LinkedIn lassen sich Mitarbeiter eines Unternehmens recherchieren. Coach Nadja Henrich aus Füssen rät von solchen Kontakten ab, falls nicht schon eine vertrauliche Verbindung besteht: „Der Bewerber kann nicht einschätzen, mit wem er da spricht.“

5. Offensiv fragen:Im Vorstellungsgespräch empfiehlt Henrich hingegen Selbstbewusstsein und konkrete Fragen. Wie sind die versprochenen Dinge organisiert? Gibt es dazu Betriebsvereinbarungen?

6. Hospitieren als Chance: Ein Bewerbungsgespräch alleine reicht als Entscheidungsgrundlage kaum aus, sagt Schmich. „Ich würde immer anbieten, für ein paar Tage im Unternehmen zu hospitieren. Das ist die Gelegenheit, um mehr zu erfahren.“ Wer schon einen Job hat, muss jedoch aufpassen. Probetage bei einem Wettbewerber sind verboten, warnt Simone Burkard, Fachanwältin für Arbeitsrecht aus Frankfurt.

7. Fluktuation checken: Bewerber sollten im Vorstellungsgespräch nach der durchschnittlichen Dauer der Betriebszugehörigkeit fragen, rät Henrich. Das sei ein Indikator für das Arbeitsklima und die Zuverlässigkeit von Arbeitgeberaussagen.

8. Unnötigen Aufwand vermeiden: „Bevor ich keine Einladung zum Vorstellungsgespräch habe, würde ich mich auf die üblichen Quellen beschränken: Unternehmenswebsite, etwas Internetrecherche und natürlich Jobmessen besuchen“, sagt Schmich. Erst ein Termin im Unternehmen sei das Signal, wirklich alle Register zu ziehen. „Sonst komme ich vor lauter Recherche überhaupt nicht dazu, Bewerbungen zu schreiben.“

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