Ratgeber Firmengründung im Jahr 2021 - Aussichten und wichtige Tipps

In der Krise liegen Chancen. Das gilt auch für die Geschäftswelt. Wer sich 2021 selbstständig machen will, kann von den Umständen der besonderen Situation profitieren. Welche Aussichten haben Firmengründer 2021 und welche Tipps verhelfen zu einem aussichtsreichen Start? Der Beitrag liefert Anregungen und Denkanstöße für Firmengründer.

 Digitale Produkte boomen und sind stark nachgefragt.

Digitale Produkte boomen und sind stark nachgefragt.

Foto: unsplash.com/Christian Wiediger

Finanzierungsbedarf und Kostenapparat geringhalten

Es ist grundsätzlich ratsam, den Finanzierungsbedarf so gering wie möglich zu halten. Dazu gibt es verschiedene Ansätze. Besonders extrem ist der Ansatz des Bootstrappings.

Bootstrapping

Beim Bootstrapping geht es darum, komplett ohne Fremdgeld auszukommen. Bootstrapping heißt übersetzt Stiefelriemen und soll signalisieren, dass Geschäftsgründer sich bildlich gesprochen am Stiefelriemen selbst aus dem Sumpf ziehen können, also aus eigenen finanziellen Mitteln einen Betrieb aufbauen können. Das Budget ist beim Bootstrapping also begrenzt, doch auch die Zeit sollte als knappe Ressourcen geplant werden.

In der Praxis bedeutet die Limitierung von Zeit und Geld, schnellstens in das operative Geschäft einzusteigen, um die ersten Umsätze zu generieren. Im Fokus von Bootstrapping steht fortlaufend die Frage, wie sich laufende Kosten weiter minimieren lassen. Das setzt viel konzentrierte Recherche voraus und die Bereitschaft, neue Dinge auszuprobieren. Ein Beispiel soll zeigen, wie sich ein klassisches Konzept nach dem Bootstrapping-Prinzip verändern kann:

Sekretariatsleistung on demand: In vielen Betrieben ist es üblich für Sekretariatsleistungen eine feste Kraft einzustellen. Das verursacht Personalkosten und es wird die Einrichtung eines Arbeitsplatz nötig, wofür Räume angemietet werden müssen. Krankentage und Urlaub werden durchbezahlt. Der durchschnittliche Verdienst einer Vollzeit-Sekretärin liegt bei rund 2400 Euro. Hinzu kommen der AG-Anteil an den Sozialversicherungsbeiträgen sowie die laufenden Kosten für die nötige Betriebs- und Geschäftsausstattung.

Die Alternative für kostensensible Gründer stellen virtuellen Dienstleister wie DusOffice, eBuero oder Mobile Office dar. Diese verursachen nur einen Bruchteil der Kosten einer Sekretärin, da sie nur für tatsächlich geleistete Arbeit bezahlen. Wer zum Beispiel lediglich jemanden braucht, der die Telefonate täglich annimmt und darüber per E-Mail informiert zahlt weniger als 100 Euro im Monat.

Branchen-Check

Die Krise wirkt wie ein Vergrößerungsglas. Es zeigt sich deutlich, welche Branchen unverzichtbar sind. Nicht lebensnotwendige Shops und Betriebe werden geschlossen, es herrscht Ausgangssperre und keiner weiß, was sich die Regierung sonst noch einfallen lassen muss. Um die Branchen zu finden, die krisenfest sind, hilft es, sich ganz genau anzuschauen, welche Läden geöffnet haben und welche Bedürfnisse sich durch die besonderen Regeln herauskristallisieren. In diesen Erkenntnissen liegen geschäftliche Chancen. Der Onlinehandel boomt und mit ihnen unter anderem auch die Onlinemarketingbranche und die Versanddienstleistungsbranche.

Neugründungen im Jahr 2021 in den Bereichen Gastronomie oder Eventmanagement hingegen sind zumindest aktuell unter den bekannten Rahmenbedingungen sehr kritisch zu sehen. Natürlich gibt es das ein oder andere clevere Konzept, doch die klassischen Lieferungen und Leistungen liegen derzeit auf Eis.

Gewinner in der Coronakrise

Zu den Gewinnern der Coronakrise gehören die Lebensmittelbranche, Drogerien, Onlineshops, Apothekern, Hersteller von Hygiene bzw. Schutzartikeln, Pharma-Unternehmen und Unternehmen, die digitale Leistungen anbieten.

Lebensmittelbranche

Die Lebensmittelbranche boomt, das Wachstum zieht sich von kleineren Lebensmitteleinzelhändlern bis hin zu großen B2B-Händlern. Einige Lebensmittel werden verstärkt nachgefragt, so zum Beispiel haltbare Lebensmittel. In der Peripherie dessen wachsen Bringdienste und immer neue kommen hinzu. Sie bieten zum Beispiel Bestellungen per Smartphone oder per Internet an und liefern bis vor die Tür.

Onlinehändler

Auch der Einzelhandel verlagert sich mehr und mehr ins Internet. Geschäfte vor Ort haben Webseiten aus dem Boden gestampft und bieten nun ihre Waren online an. Der Platzhirsch Amazon hat seinen Umsatz signifikant gesteigert, doch auch kleine Onlineshops und neue Anbieter können Fuß fassen. Verbraucher, die zwar online shoppen wollen, dennoch aber lokale Geschäfte unterstützen, schauen sich gezielt nach neuen Onlineshops vor Ort um. Das ist eine Chance für den lokalen Einzelhandel. Übrigens: Die Herstellung und der Absatz von Produkten aus Papier und Pappe – angefangen vom Toilettenpapier über Mal- und Schreibblöcke bis hin zum Familienpuzzle – haben ebenfalls zugenommen.

Apotheken und Pharmaunternehmen

Auch Apotheken und Pharma-Unternehmen können durch die Coronakrise eine erhöhte Nachfrage verzeichnen. Insbesondere bei Hygiene- und Schutzartikeln wie zum Beispiel Einweghandschuhe, Desinfektionsmittel und Atemschutzmasken steigt der Absatz. Auch die Hersteller solcher Produkte können auf steigende Umsätze blicken. Pharma-Unternehmen haben staatliche Investitionszuschüsse erhalten und profitieren langfristig, vor allem durch Impfstofflieferungen, die Millionen von Menschen verabreicht werden sollen.

Digitale Dienstleister

Die Digitalbranche boomt stärker als je zuvor. Firmen, die ohnehin schon digitale Leistungen angeboten haben, können auf gleichbleibende bis deutlich steigende Nachfrage blicken. Das gilt unter anderem auch für Firmen des Onlinemarketings und begleitend dazu die Zulieferer wie Textbüros, Webdesigner und Mediengestalter. Streamingdienst-Anbieter und Anbieter anderer Unterhaltungsformaten schwimmen ebenfalls auf einer Erfolgswelle. Die digitalen Produkte, die im Rahmen von beruflich relevanten Aktivitäten notwendig sind, wie zum Beispiel Videotelefonie oder Projektmanagementsoftware wie Bitrix, Asana oder Freedcamp, verzeichnen ebenfalls steigende Absatzzahlen.

Geschäftskonzept feinjustieren und genau prüfen

Wer 2021 neu gründen, ist praktisch dazu gezwungen, das Konzept sehr kritisch auf Herz und Nieren zu prüfen. Das gilt vor allem auch für die Gründung eines Kleingewerbes, welches nebenberuflich und sinnvollerweise möglichst risikoarm zum zweiten Standbein aufgebaut werden soll. Bei einem Kleingewerbe ist es ratsam, genauso sorgfältig und geplant vorzugehen wie bei der Gründung eines größeren Business. Die Gründe dafür liegen auf der Hand:

Die Wirtschaftslage ist aktuell einem starken Wandel unterworfen und wird sich nach dem Ende der Krise verändert haben. Vieles wird nicht mehr so sein, wie vorher und das gilt auch für die Bedürfnisse von Kunden, für ihre Erwartungshaltung und Präferenzen hinsichtlich der Produkte und Dienstleistungen.

Eine neuentwickelte Geschäftsidee sollte deshalb so flexibel sein, dass sie in die rezessive Zeit nach der Krise passt. Es gibt drei zentrale Fragen, die sich jeder Kleingewerbetreibende stellen sollte, der sich jetzt selbständig machen will:

1. Wird mein Produkt/meine Dienstleistung in den nächsten 3 bis 5 Jahren wirklich gebraucht?

2. Ist mein Konzept zukunftsorientiert und flexibel?

3. Wie kann ich ein klassisches Konzept so verändern, dass es in das neue Wirtschaftsklima passt?

Dass ein Geschäftskonzept grundlegend tragfähig und profitabel sein muss, versteht sich von selbst. Eine Firma kann wachsen, wenn sie im Vergleich zur Konkurrenz klar wahrnehmbare Vorteile bietet und somit ihren potenziellen Kunden ins Auge springt. Kurz gesagt: Wirtschaftlich und technologisch sollte das Firmenkonzept auf der Höhe der Zeit sein.

Ratsam ist außerdem, die Finanzierung so schlank wie möglich zu halten, zum Beispiel per Bootstrapping wie eingangs beschrieben. Firmen, die diese Aspekte berücksichtigt, sind gut gewappnet gegen schwere Krisen. Allerdings ist auch anzumerken, dass die angeordneten Geschäftsschließungen über mehrere Wochen eine echte Ausnahme darstellen. Es ist aber nicht von der Hardt Hand zu weisen, dass die Zukunft ungewiss ist, auch was die langfristigen Auswirkungen der Coronakrise angeht. Es ist möglich, dass wir in den nächsten 2 oder 3 Jahren im Winter stets mit eingeschränkten Öffnungszeiten oder ausgedehnten Homeoffice-Phasen leben müssen.

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