Abgefragt, abgebucht, abgezockt: So werden Konten geplündert

Polizei und Verbraucherzentrale warnen davor, am Telefon Kontodaten preiszugeben — denn sonst ist schnell mal die ganze Rente weg.

Düsseldorf. Vor zwei Wochen zogen Konrad B. und sein Bruder Richard für ihren Vater die Notbremse. Sie arbeiteten sich energisch in dessen Finanzwust ein — und standen schnell vor einem Abgrund aus Betrug: „Um mindestens 32.000 Euro ist mein Vater geprellt worden, 6.400 haben wir uns bislang zurückholen können, indem wir Abbuchungen von seinem Bankkonto zurückgerufen haben“, erzählt Konrad.

Mit einem prallen Aktenordner ist er am Dienstag zur Verbraucherberatung hinterm Bertha-von-Suttner-Platz gekommen. Denn dort drehte sich am Dienstag alles um das seit etwa zwei Jahren grassierende Phänomen des Lastschriftbetrugs, heißt: illegale Abbuchungen von Girokonten.

„Bevorzugte Opfer sind Senioren“, sagt Annette Stoffels-Grüneberg, Beraterin bei der Verbraucherzentrale. Nicht selten gingen dabei komplette Renten drauf. Eine ganze Armada von Scheinfirmen versuche systematisch, die Konten der Leute zu plündern. Immer öfter würden die vermeintlichen Forderungen auch klein gestückelt über Telefonrechnungen eingezogen — denn auch die studieren viele Kunden nicht so genau.

Die Masche am Telefon folgt meist einem Muster. Stoffels-Grüneberg: „Den Leuten wird eine lukrative Teilnahme an Gewinnspielen vorgegaukelt. Dann werden hartnäckig persönliche Daten abgefragt, vor allem wollen die Betrüger natürlich an die Kontonummern ihrer Opfer gelangen.

Manchmal haben sie die aber auch schon vorher, es gibt einen schwunghaften Handel mit diesen illegal gewonnenen Daten. Und dann wird regelmäßig abgebucht — meist Beträge unter 50 Euro, die nicht so auffallen.“

So lief es auch im Falle des Rentners B. „Ich hörte mehrfach, wie mein Vater am Telefon seine Kontodaten nannte, da wurde ich misstrauisch.“ Doch der Senior glaubt an reelle Gewinnchancen und stoppt die Abbuchungen zunächst nicht. Konrad B: „Irgendwann hat sogar die Bank Alarm geschlagen.“ Doch da hatte Vater B. bereits elf Zeitschriften-Abos, vier Telefonverträge abgeschlossen und unzählige weitere Abbuchungen zugelassen.

Als die Söhne einschritten, meldeten sich prompt Inkassobüros und pochten auf Zahlung. Aber auch dem solle man keinesfalls nachkommen, sagt Lutz Türk von der Kripo Düsseldorf: „Im Gegenteil: Wir empfehlen unbedingt, Strafanzeige zu stellen.“ Auch bei vermeintlichen „Schnäppchen“ à la „Wir verzichten auf unsere Forderung von 199 Euro, wenn Sie uns wenigstens die Bearbeitungskosten von 59 Euro erstatten“ gebe es nur eine Antwort: nein!

In der Regel ließen die Betrüger ohnehin bei Widerstand von ihren Opfern ab, berichten die Verbraucherschützer. Manche allerdings sind so dreist, dass sie sich plötzlich als Retter ausgeben — und weiter abzocken: „An meinen Vater haben sich jetzt auch noch Organisationen mit ,Stopp Abzocke’ und Ähnlichem auf dem Briefkopf gewandt und ihre Hilfe angeboten — wenn er die Gebühr von 69 Euro überweise“, berichtet Konrad B. entsetzt.

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