Schädel-Fund Rätsel um Wuppertaler Nordpark-Schädel ist gelöst

Nordpark. · 2007 wurde im Wuppertaler Nordpark ein Schädelfragment gefunden. Seitdem wurde wild spekuliert, welche Herkunft dahinter steckt. Nun wurde das Rätsel gelöst.

 Das Rätsel um dieses Schädelfragment aus dem Nordpark ist gelöst. 2007 wurde es gefunden. Foto: Jörg Scheidt

Das Rätsel um dieses Schädelfragment aus dem Nordpark ist gelöst. 2007 wurde es gefunden. Foto: Jörg Scheidt

Foto: Jörg Scheidt

Mops oder Boxer, dann Mensch, dann doch wieder Affe und letztendlich zweifelsfrei Mensch. Archäologe Jörg Scheidt, Spezialist unter anderem für Bestattungen, muss schmunzeln, wenn er darüber erzählt, welche Herkunft dem Schädelfragment, das 2007 im Nordpark entdeckt wurde, schon angedichtet wurde. Eine ziemliche Odyssee durch verschiedene Museen hat das Knochenstück bereits hinter sich. Und doch gibt es erst jetzt endlich Gewissheit. Die Stirnplatte stammt von einem Menschen, vermutlich einer Frau um die 60, die wahrscheinlich um 1966 gestorben ist. Das haben jetzt verschiedene Analysen, unter anderem nach der C 14 (Radiokarbon)-Methode, ergeben, wie Scheidt erklärt.

Wie einige der beteiligten Museen und Wissenschaftler vorher zu teils völlig anderen Ergebnissen kamen, erzeugt bei dem Wuppertaler heute nur noch Kopfschütteln. Das Hickhack habe schon 2007 angefangen, als die Finderin den Schädel zum damals noch bestehenden Fuhlrott-Museum gebracht hatte – und erklärt bekam, dass es sich um Überreste eines Hundes handelt. Danach packte die Dame das Fundstück in eine Kiste und wurde erst wieder darauf aufmerksam, als sie 2012 im Berliner Naturkundemuseum Menschenschädel entdeckte, die ihrem vermeintlichen Mopsschädel verdammt ähnlich sahen. Mitarbeiter des Neanderthal-Museums bestätigten ihr daraufhin, dass es sich bei ihrem Fundstück sehr wohl um menschliche Überreste handelt.

 Der Wuppertaler Jörg Scheidt arbeitet häufig in Grabstätten.

Der Wuppertaler Jörg Scheidt arbeitet häufig in Grabstätten.

Foto: Jörg Scheidt

So richtig darauf an sprang aber niemand, zum Leidwesen der Finderin, die 2013 schließlich Jörg Scheidt ins Boot holte. Die Polizei wurde eingeschaltet, der Schädel kam das erste Mal in eine Rechtsmedizin – und wurde als Affe identifiziert. Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn wurde hinzugezogen, um die Affenart zu bestimmen – vergeblich. „Wie auch, es war ja ein Mensch“, sagt Scheidt lachend. Letzte Zweifel wischte dann ein DNA-Test in Leipzig weg. Blieb nur die Frage, nach dem Alter.

Dafür war eine etwas kostspieligere Untersuchung notwendig, die Scheidt dank der Hilfe des Nordstädter Bürgervereins, der sich natürlich auch für den Schädel aus dem Nordpark interessierte, finanzieren konnte. Das Ergebnis – siehe oben – eindeutig.

Woher der Frauenschädelknochen stammt, „wird sich wohl nur noch schwer klären lassen“, räumt Scheidt ein. „Ich würde mir aber natürlich gerne einen Abschluss wünschen.“ Vielleicht doch ein Verbrechen? Viele Unterlagen und Akten aus den 1960er Jahren über unaufgeklärte Mordfälle oder vermisste Personen, befürchtet Scheidt, seien wahrscheinlich nicht mehr erhalten. Vielleicht, hofft er, gibt es ja nach diesem Bericht Hinweise. Dass der Schädelknochen von einem Friedhof stammt, schließt er eigentlich aus. „Da ist keiner in der Nähe der Fundstelle.“ Und dass es sich um keinen archäologischen Fund handelt, stehe nach der Datierung nun auch fest.

Aktuell befindet sich das Schädelfragment wieder bei der Polizei Wuppertal. Die Rechtsmedizin befasst sich damit. Unter anderem könnte geprüft werden, ob Spuren von Gewaltanwendung an dem Knochen zu erkennen sind. Dass Knochen bei der Polizei abgegeben werden, sei nicht selten, so ein Sprecher. „Allerdings handelt es sich in 99 Prozent der Fälle um Überreste von Tieren.“ Diesmal – erwiesenermaßen – aber nicht.

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