Tanztheater: Lutz Förster plant den nächsten Schritt

Wechsel an der Spitze: Der 60-Jährige löst Dominique Mercy und Robert Sturm ab. Er bleibt bis 2015.

Wuppertal. „Ich habe keine Angst davor, aber die Fußstapfen, denen man hinterher läuft, sind schon sehr groß.“ Lutz Förster, ab sofort künstlerischer Leiter des Wuppertaler Tanztheaters, sitzt lässig-sympathisch im Kronleuchter-Foyer. Gerade hat die Führungsspitze den neuen Chef der Kompanie im Opernhaus vorgestellt — und schon hält der 60-Jährige das Mikro, als sei sein Auftritt nicht mehr als eine weitere Premiere. Eine Premiere, von denen er in den vergangenen 38 Jahren am Tanztheater viele erlebt hat.

So ist es auch keine bahnbrechende Überraschung, wer der Neue ist, sondern eher eine Art Wiedersehen mit einem alten Bekannten: In jedem Satz blitzt bei Förster die gewohnte Mischung aus Charme und Diplomatie auf. Überraschend ist indes, dass Dominique Mercy und Robert Sturm ihre Ämter abgeben. Zu kräftezehrend seien die vier (erfolgreichen) Jahre nach dem Tod von Pina Bausch gewesen, heißt es zu den Beweggründen.

„Dass Pina tagtäglich vermisst wird, lässt sich nicht verhindern und nicht auffangen. Sie fehlt und ist nicht ersetzbar“, sagt Dirk Hesse, der als kaufmännischer Geschäftsführer der Führungsriege erhalten bleibt. „Seit dem Tod hat sich das Tanztheater mehr oder weniger nicht verändert. Wir haben eigentlich so weitergemacht, als wenn Pina noch bei uns wäre.“

Nun jedoch soll nicht alles, aber doch etwas anders werden. Förster wird bis Juli 2015 die künstlerische Verantwortung übernehmen. Wer danach kommt, ist offen. „Im Moment bin ich dabei, zu sondieren, zu gucken und zu überlegen, wie ich es anpacke.“ So viel könne Förster schon einmal sagen: „Ich bin guter Dinge.“

Das ist auch Oberbürgermeister Peter Jung, der neben dem nordrhein-westfälischen Kulturstaatssekretär Bernd Neuendorf sitzt. Beide haben gute Nachrichten dabei: Die Stadt Wuppertal und das Land versprechen eine finanzielle Förderung des Tanztheaters auch über 2015 hinaus. Die Stadt gibt pro Jahr rund 2,4 Millionen Euro, der Landeszuschuss beträgt rund eine Million Euro. Förster schaut deshalb zufrieden nach vorne — und respektvoll zurück. „Ich erinnere mich noch gut, 1975 als Student von Pina eingeladen worden zu sein.“ Nun ist er einer ihrer Nachfolger. „Eigentlich wollte ich es nicht machen, sondern kürzer treten“, betont der Professor, der auch weiter in Essen tätig sein wird. „Den entscheidenden Ausschlag gab der große, geschlossene Rückhalt innerhalb der Kompanie.“

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