Sucht im Alter: Die Caritas will Betroffenen besser helfen

Neues Pflege-Programm für Suchtkranke in Altenheimen.

Wuppertal. Sucht im Alter — für viele Betroffene und ihre Angehörigen ist sie ein Tabuthema: Das Schamgefühl verdrängt oft die Wahrheit. Dabei handelt es sich nach Angaben der Caritas nicht um eine Randerscheinung: Deutschlandweit konsumieren 26,9 Prozent der Männer und 7,7 Prozent der Frauen über 60 Jahre in gesundheitsschädlichen Mengen Alkohol. Auf Wuppertal umgerechnet würde das bedeuten: Auch hier gibt es mehrere tausend Betroffene. Deswegen will die Caritas jetzt mit einem neuen Programm gegensteuern.

Im Mittelpunkt des Konzepts steht das Personal der Caritas-Pflegeheime und -Pflegedienste — das in seinem Alltag für das Problem sensibiliert werden soll. Denn Suchterscheinungen können leicht übersehen und mit Krankheiten wie Demenz verwechselt werden. Für das Programm hat deshalb erstmals die Altenpflege der Caritas Wuppertal/Solingen mit der Caritas-Suchthilfe zusammengearbeitet.

Gabriele Kirchner, Leiterin der Abteilung Suchthilfe, hat Altenpfleger gezielt ausgebildet — nicht nur, um Symptome von Alkohol- oder Medikamentensucht zu erkennen, sondern auch, um betroffenen Heimbewohnern aus ihrer Sucht herauszuhelfen.

Laut Rainer Käßler, Koordinator der Caritas-Pflege, ist die plötzliche Veränderung der Tagesstruktur im Alter eine Hauptursache für verstärkten Alkoholkonsum: Mit dem Ruhestand fallen viele wertvolle Aufgaben weg, der körperliche Verfall nimmt zu und Verluste im engeren Umfeld lassen ältere Menschen ins Leere fallen. All diese Probleme lassen viele Senioren zur Flasche greifen.

„Im Heim geben wir unseren Patienten wieder Aufgaben, damit sie ihre Lebensqualität zurückgewinnen“, sagt Karin Schmidt-Reder vom Altenzentrum Augustinusstift. „Sie helfen zum Beispiel bei der Blumenpflege. Tagesprogramme lassen sie wieder aktiv am Leben teilnehmen.“ Wie Caritas-Sprecherin Susanne Bossy ergänzt, setzt das Pflegepersonal zudem auf offene Gespräche mit den Betroffenen und Angehörigen. Bloße Verbote hingegen seien nicht machbar — und brächten auch nichts.

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