Die Kunst und der Anschlag

Der Krefelder Künstler Andrzejs Swierczynski stand nach dem Attentat in Paris unter Schock. Dann griff er wieder zum Stift.

Die Kunst und der Anschlag
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Andrzejs Swierczynski hat durch das Radio von dem Anschlag auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“ in Paris gehört. Zwei Tage hat es gedauert bis er zu Papier und Stift gegriffen hat — und das, obwohl der Künstler sonst den ganzen Tag lang zeichnet. „Ich war schockiert. Ich war mit meiner Frau das Wochenende davor in Paris, um meine Tochter zu besuchen, die dort seit einigen Jahren lebt“, sagt Swierczynski.

Die Kunst und der Anschlag
Foto: Swierczynski

Andrzejs Swierczynski

In Paris hat er auch einige Freunde, die dort als Künstler arbeiten. „Man kennt sich da und man kennt auch die Zeitschrift.“ Geschockt hat ihn vor allem die Brutalität. „Ich war so perplex wie nach dem 11. September. Ich konnte nicht zeichnen.“ Zwei Tage später setzte er sich hin und malte ein Bild, das er direkt danach bei Facebook einstellte. „Durch die Medien und all die Reaktionen auf den Anschlag habe ich den Impuls bekommen: Ich muss auch etwas machen.“ Dabei empfindet er sich selbst nicht als politischen Menschen. „Ich beobachte mehr.“

Die Hand, zur Faust geformt und in die Höhe gereckt, hält einen Stift — das ist das Symbol für Solidarität in diesen Tagen. Das findet sich mit dem Satz „Je suis Charlie“ auf dem Bild von Swierczynski wieder. Sein Werk bildet ab, was der Künstler wahrnimmt und empfindet.

Das Bild ist keine Aussage dazu, was Kunst darf und was sie nicht darf. „Die einen sagen, irgendwo verläuft eine Grenze, andere sagen, wir als Künstler sind privilegiert, alles abzubilden.“ Ob das so ist, ist eines der meist diskutierten Themen im Moment.

Für Swierczynski ist das nicht die Frage. Er zeichnet und malt jeden Tag, was für ihn von Bedeutung ist. So hat er schon einige Telefonbücher gefüllt — Seite für Seite. „Die sind wie Tagebücher.“

Umso erstaunlicher, dass er erst zwei Tage später, ein Bild zu dem Anschlag gezeichnet hat. Dieses ziert nun eine Seite in einem französischen Buch, das ein Museum herausgegeben hat. „Das bearbeitete ich momentan.“ Das Bild wird nicht gerahmt und aufgehängt. Es ist eine Seite in einem Gesamtwerk des Künstlers, das erst noch fertig gestellt werden muss .

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