Einwohnermeldeamt: Lange Wartezeiten ärgern die Wuppertaler

Vor den Sommerferien ist das Meldeamt am Steinweg völlig überlaufen.

Wuppertal. „Die zuletzt aufgerufene Person hat 44 Minuten gewartet“, prangt auf einer elektronischen Anzeigetafel. Wer in diesen Tagen in das Barmer Einwohnermeldeamt am Steinweg muss, sollte sich ein Butterbrot mitnehmen. Die Flure im Erdgeschoss sind voll mit wartenden Menschen. Auch vor dem Gebäude stehen und sitzen am Donnerstagnachmittag 40 Wuppertaler, die drinnen keinen Platz mehr gefunden haben. Der eine raucht, der andere lehnt gelangweilt an einem Verkehrsschild, weitere tauschen sich über die Erfahrungen in der Behörde aus. Wirklich zufrieden sieht keiner aus.

Jens Brodersen steht gegen 15.30 Uhr neben einem gut gefüllten Aschenbecher. Der Wuppertaler sollte eigentlich auf der Arbeit in Essen sein. „Ich habe mir für meinen neuen Personalausweis extra zwei Stunden früher frei genommen“, sagt Brodersen. Mit der Wartenummer 600 in der Tasche wartet er bereits seit 20 Minuten auf seinen Aufruf. Auf der Anzeigentafel an der Fassade wird gerade die Nummer 564 angezeigt. „Das ist ein Witz hier. Zum Glück beantrage ich meinen Personalausweis nicht jedes Jahr“, sagt der Wuppertaler.

Sybille Bruckner steht bereits eine Stunde für den Reisepass ihres Sohnes an. Für das Dokument hat sie sich einen Tag freigenommen. „Man kommt sich ziemlich blöd vor, wenn man hier auf der Straße steht“, sagt die Cronenbergerin. Sie stört vor allem, dass die älteren Cronenberger extra nach Barmen kommen müssen. „Es ist schlimm für die Älteren. Das muss verbessert werden.“

Die Stadt Wuppertal spare am falschen Ende. Bruckner kann nicht verstehen, dass Personalausweise und Reisepässe nur noch in Barmen beantragt werden können, obwohl das Bürgerbüro Cronenberg an zwei Tagen in der Woche geöffnet hat.

Diese Neuregelung gilt seit dem 1. September 2011 und ist der Sparpolitik der Stadt Wuppertal geschuldet. Durch die Reduzierung von Personal in den Bürgerbüros will die Stadt jährlich 300.000 Euro an Personalkosten einsparen. Sechs Mitarbeiterstellen musste Jochen Siegfried, Leiter des Bürgeramts, deshalb abbauen. Glücklich wirkt auch er nicht: „Zurzeit werden wir überrannt. Es ist eine Einschränkung, die sich bemerkbar macht.“

Jochen Siegried, Leiter des Wuppertaler Bürgeramts

Siegfried, der die Sparpläne in seinem Amt umsetzen muss, hält eine Rückkehr zum alten Modus für nicht realisierbar: „An der Zentralisierung führt kein Weg vorbei, alles andere wäre ein zu großer Mehraufwand.“ Auch in Zukunft wird es in den Bürgerbüros keine Personalausweise mehr geben. Der Bürgeramts-Chef bestätigt, dass die Bürgerbüros nicht ausreichend frequentiert werden. Im Herbst werde sein Amt eine Mitteilungsvorlage in die Politik einbringen und die Fallzahlen präsentieren.

Bis dahin versucht das 45 Mitarbeiter starke Team von Siegfried, das Beste aus der Situation zu machen. Jeder Kunde, der im Einwohnermeldeamt eine Nummer zieht, wird am selben Tag bedient. Konsequenz: In Spitzenzeiten müssen die Mitarbeiter bis zu drei Überstunden machen. „Meine Mitarbeiter tragen das tapfer mit. Viele haben Familie, für die ist das auch nicht leicht“, sagt Siegfried.

Allen Wuppertalern gibt Siegfried Tipps, wie es schneller geht. „Die Besucher sollten Montage und den Donnerstagnachmittag meiden, weil dann die Staugefahr am größten ist.“ Nach Barmen sollten nur die Kunden kommen, die einen Ausweis brauchen. Alle anderen Behördengänge wie Ummeldungen, Beglaubigungen oder Wohngeldanträge, bearbeiten auch die Bürgerbüros in den Stadtteilen.

Langfristig soll sich die Situation im Einwohnermeldeamt verbessern. Die Pläne für einen Umbau liegen in der Schublade. Fünf zusätzliche Arbeitsplätze werden dann die Wartezeiten verringern. Außerdem soll ein neues Aufrufsystem kommen. Kunden haben dann die Möglichkeit, im Internet einen festen Termin zu buchen. „Wer um zehn Uhr reserviert hat, kommt auch pünktlich dran“, sagt Siegfried. Die Mittel dafür müssen allerdings noch freigegeben werden.

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