Bundesliga Wie Fußball sicherer werden soll

Bei einer hitzigen Debatte im Düsseldorfer Landtag nimmt NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) die Vereine in die Pflicht.

Bundesliga: Wie Fußball sicherer werden soll
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Düsseldorf. Die Randale beim Fußball-Bundesligaspiel zwischen Borussia Dortmund und RB Leipzig vor knapp zwei Wochen hatte gestern im Düsseldorfer Landtag ein politisches Nachspiel. Die Volksvertreter nutzten eine aktuelle Stunde, um sich gegenseitig die Fachkompetenz zu diesem Thema abzusprechen, und schalteten schnell in den Wahlkampfmodus. Die beiden gemeinsamen Nenner waren, dass alle Parteien Gewalt strikt ablehnen und der Polizei für ihren Einsatz danken.

Im Kern ging es bei der Debatte darum, wie die Sicherheit rund um Fußballspiele gewährleistet werden kann. NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) lehnte „Stadien ohne Stehplätze, Bier und Bratwurst“ erneut ab. Das schade der einmaligen Fankultur in Deutschland. Er verwies auf englische und spanische Stadien, wo nur noch Sitzplätze angeboten werden. Dort gebe es keine preiswerten Plätze mehr und die Stimmung sei ebenfalls eher mau. Jäger mahnte aber, Vereine, Fans und alle Verantwortlichen im deutschen Fußball müssten endlich die Reißleine ziehen und Straftäter in Fan-Trikots ächten.

Daniel Sieveke (CDU) warf Innenminister Jäger vor, nach den Hogesa-Ausschreitungen 2014, der Kölner Silvesternacht 2015/2016 und nun dem BVB „wieder einmal auf der Flucht vor Verantwortung“ zu sein. Sieveke forderte Konsequenzen aus den Gewaltexzessen und kritisierte, dass die Partie nicht als Hochrisikospiel eingestuft worden war. Hans-Willi Körfges (SPD) reichte den Schwarzen Peter an BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke weiter, der schon lange vor der Begegnung Öl ins Feuer gegossen habe. Körfges meinte damit die Kritik Watzkes an dem Geschäftsmodell, das hinter RB Leipzig steht. Auch habe der Verein nicht dafür gesorgt, dass Banner mit Hassparolen verschwinden, die im Stadion gezeigt worden waren. Im Gegensatz dazu habe die Polizei vor dem Stadion einige Banner eingezogen.

Für NRW-Innenminister Jäger ist die Schuldfrage geklärt: „Verantwortlich sind die Täter.“ Die Gewaltexzesse vor dem Dortmunder Stadion seien keine Fangewalt, weil die Angreifer nichts mit Fankultur zu tun hätten, so Jäger weiter. Die Polizei habe richtig reagiert und sei mit Pfefferspray und Schlagstöcken gegen die Randalierer vorgegangen. Auch der NRW-Innenminister kritisierte die auf der Südtribüne gezeigten Banner scharf. Diese stachelten zur Gewalt an und zeugten von offenem Hass. „Das geht eindeutig zu weit und ist nicht zu tolerieren“, sagte Jäger. Jeder Fan müsse sich hinterfragen, ob er das mitmachen wolle. Von den knapp 25 000 Leuten auf der Südtribüne seien aber weniger als ein Prozent Gewalttäter.

Jäger leistete sich gestern allerdings auch einen veritablen Fauxpas: Sein Redemanuskript zur aktuellen Stunde wurde um 9.55 Uhr an die Journalisten verschickt, die Sitzung begann um 10.03 Uhr — und das Manuskript enthielt zum Teil Antworten auf Fragen, die gar nicht gestellt wurden. Das erzürnte den CDU-Fraktionsvorsitzenden Armin Laschet publikumswirksam vor komplett gefüllten Zuschauerplätzen im Landtag. Jäger sei die für Politiker so wichtige Gabe des Zuhörens komplett abhanden gekommen, wetterte Laschet. „Das Haus ist nicht mit der Inneren Sicherheit befasst, sondern mit der Verteidigung des Ministers“, legte Laschet nach.

Der SPD-Abgeordnete Körfges bezeichnete Laschet daraufhin als „empörungspolitischen Sprecher der CDU“, warf ihm vor, kein Wort zum Thema gesagt und „die spontane Erregung vom Blatt abgelesen“ zu haben. Marc Lürbke (FDP) attestierte Jäger, „sich vor dem Parlament bis auf die Knochen blamiert zu haben“. Jägers Konter: „Es war so vorhersehbar, was von Ihnen kommt.“

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