Wehrgerechtigkeit: Bundeswehr will künftig alle Tauglichen einberufen

Derzeit leisten 79 Prozent der nicht Ausgemusterten ihren Dienst ab. Die Zahl der jungen Männer sinkt aber.

Berlin. Die Bundeswehr will künftig möglichst alle tauglich gemusterten Wehrpflichtigen einziehen. Dies kündigte Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) Sonntag an. Derzeit werden nach seinen Angaben nur 79,1 Prozent der tauglichen jungen Männer zum Wehrdienst einberufen.

"Wir sind auf dem Weg, über 80 Prozent zu kommen", sagte Jung. Damit werde auch den Anforderungen der Gerichte entsprochen. Sie verlangen, dass die überwiegende Zahl der Wehrdienstfähigen auch eingezogen werden muss.

Das Kölner Verwaltungsgericht hatte in der vergangenen Woche die derzeitige Einberufungspraxis zum Wehrdienst als verfassungswidrig bezeichnet und das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingeschaltet. Wegen der deutlich sinkenden Zahlen von Grundwehrdienstleistenden werde der Grundsatz der Gleichbehandlung verletzt, argumentierten die Kölner Richter.

Jung verwies auf den demografischen Rückgang bei jungen Männern in Ostdeutschland. Hier habe sich die Zahl der 18-Jährigen seit 2006 auf 50000 halbiert. 37 Prozent der Soldaten in der Bundeswehr seien aus den neuen Bundesländern. Auch deshalb müssten mehr tauglich Gemusterte tatsächlich eingezogen werden.

Die Planungen der Bundeswehr sind laut Jung auf 60000 Wehrpflichtige ausgerichtet. Der Minister deutete an, dass es eines Tages schwierig werden könnte, diese Zahl zu halten.

In der Vergangenheit gab es immer wieder Klagen und Beschwerden über unzureichende Wehrgerechtigkeit, weil aufgrund großzügig geänderter Musterungsregeln faktisch nur noch weniger als 50 Prozent eines Jahrganges eingezogen werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort