Union verlangt von der Kanzlerin mehr Führung

Bundestagswahl: Politiker aus CDU und CSU fordern angesichts sinkender Umfragewerte einen Kurswechsel Merkels, um das Parteiprofil zu schärfen.

Berlin. Führende Unionspolitiker setzen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl immer stärker unter Druck. Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) stellte sich an die Spitze der Kritik. "Es muss klar sein, dass nun das Kapitel der Großen Koalition abgeschlossen ist", sagte er. "Es darf nicht der Eindruck entstehen, die CDU sei die Partei der Verstaatlichung."

Thüringens früherer Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) rief seine Partei zur Rückbesinnung auf ihre traditionelle Wählerschaft auf. "Dass wir uns in den nächsten Monaten vor allem um unsere klassische Stammwählerschaft kümmern müssen, das steht für mich außer Frage."

Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) bemängelte die "zurückhaltende Reaktion von Frau Merkel" auf die Kritik an der Vertriebenen-Präsidentin und CDU-Bundestagsabgeordneten Erika Steinbach. Verärgerung hatte auch Merkels Kritik am Papst wegen des Umgangs mit dem Holocaust-Leugner Bischof Williamson ausgelöst. CSU-Präsidiumsmitglied Markus Ferber forderte mehr Führung: "Die Zeit des Moderierens ist vorbei."

Scharfe Kritik kam auch aus der SPD. Fraktionschef Peter Struck sagte, die Deutschen würden SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier bei der Bundestagswahl den Vorzug geben, "weil er führen kann".

CDU-Vize Annette Schavan stärkte der Kanzlerin hingegen den Rücken. "Angela Merkel ist ein Glücksfall für die CDU und für Deutschland", betonte die Bundesbildungsministerin. "Sie hat den Modernisierungsprozess in der CDU befördert, der Voraussetzung für künftige Wahlerfolge ist." Das hervorstechende Merkmal von Christdemokraten sei nicht der Konservatismus. Die Suche nach mehr Stammwählern solle die CDU "nicht blind machen für neues Bürgertum" und Liberalität. lum

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