Top-Terrorist der Al Kaida steuerte die Düsseldorfer Zelle

Die Tatverdächtigen sollen ihre Anweisungen aus Afghanistan erhalten haben.

Berlin. Der Einfluss der Terrororganisation Al Kaida auf die kürzlich enttarnte Düsseldorfer Zelle war offenbar größer als gedacht. Nach übereinstimmenden Medieninformationen wurden die deutschen Verdächtigen von einem Topterroristen des Netzwerkes in Afghanistan direkt gesteuert. Der „Spiegel“ berichtet, es handele sich um Atija Abd al-Rahman, der als Mitglied der Al-Kaida-Führungsspitze gilt. Der „Stern“ nennt Scheich Younis al-Mauretani. Er gelte in Nordwaziristan, wo schon die Sauerland-Gruppe geschult worden sei, als „Außenminister“ der Al Kaida und plane seit Anfang 2010 Anschläge in Deutschland.

Laut „Spiegel“ ist auf den Libyer Rahman in den USA ein Kopfgeld von einer Million Dollar ausgesetzt. Er soll Chef des Terrornetzwerkes in Afghanistan sein. Rahman wandte sich den Angaben zufolge vor Monaten an den Marokkaner Abdeladim el-K. (29), der als Kopf der Düsseldorfer Zelle gilt. Später verloren die Männer offenbar den Kontakt. Die Mitglieder der Zelle — neben dem Marokkaner ein Deutsch-Marokkaner (31) und ein 19-Jähriger mit deutscher und iranischer Staatsangehörigkeit — waren Ende April in Düsseldorf und Bochum festgenommen worden.

Der „Spiegel“ berichtet auch, dass die Männer Probleme mit dem Zünder ihrer Bomben hatten. So habe die geplante Gewinnung eines chemischen Stoffes aus Grillanzünder nicht funktioniert.

Derweil gab Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) bekannt, dass die Sicherheitsbehörden der Düsseldorfer Terrorzelle auch durch die Auswertung von Passagierdaten auf die Spur gekommen waren. „Von amerikanischer Seite sind wir unter anderem auf das auffällige und ungewöhnliche Reiseverhalten der Verdächtigen hingewiesen worden“, sagte er. Die Flugpassagierdaten seien „ein wichtiges Element für diesen Fahndungserfolg“ gewesen.

Seit mehreren Jahren übermitteln die EU-Airlines den US-Sicherheitsdiensten Namen und weitere Details von Fluggästen, die zwischen EU- und Nicht-EU-Ländern verkehren. Dies ist wegen datenschutzrechtlicher Bedenken umstritten.

Die schwarz-gelbe Bundeskoalition ringt derzeit um die Verlängerung von Gesetzen, die nach den Terrorschlägen vom 11. September 2001 erlassen wurden und die ansonsten Anfang 2012 auslaufen. Red

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