Tausende Polen weinen, beten – und trösten sich

In Krakau läuten die Glocken wie zuletzt beim Tod von PapstJohannes Paul II.

Warschau. Polen in der Schockstarre: Nach dem Tod von Staatspräsident Lech Kaczynski ist das Land in tiefer Trauer versunken. Zum Gedenken an die 97 Todesopfer des tragischen Flugzeugabsturzes hielt ganz Polen am Sonntagmittag für zwei Minuten inne. Als die Sirenen um 12 Uhr überall heulten, blieben Menschen auf der Straße stehen, mitten im Verkehr stoppten Autos.

Vor dem Parlament in Warschau würdigte Ministerpräsident Donald Tusk seinen früheren politischen Widersacher mit einem Kniefall. Im 300 Kilometer von der Hauptstadt entfernten Krakau klang vom Turm der Marienkirche statt der üblichen Mittagsmelodie das Lied "Tränen der Mutter". Das Stück war dort zuletzt nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. gespielt worden.

Die Prachtallee vor dem Präsidentenpalast im Zentrum von Warschau wurde schon am Samstag zum Ort nationaler Besinnung. Auch in der Nacht zu Sonntag riss der Strom der Menschen, die dem Staatsoberhaupt die letzte Ehre erweisen wollten, nicht ab. Tausende beteten, sangen patriotische Lieder, weinten oder umarmten sich spontan und machten sich gegenseitig Mut.

Auch viele junge Leute, die nicht unbedingt zur Wählerschaft des nationalkonservativen Präsidenten zählten, zeigten Betroffenheit. Er habe Kaczynski zwar nicht gewählt, das sei jetzt aber unwichtig, sagte ein Student. Der Platz vor dem Amtssitz des Präsidenten glich einem Meer aus Grabkerzen und Blumen. "Lech Kaczynski war ein anständiger Mensch", stand auf einem handgeschriebenen Zettel.

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