Tag des Mauerfalls: "Glücklicher Tag" in der jüngeren deutschen Geschichte

Berlin (dpa) - Bundespräsident Horst Köhler und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) habenden 20. Jahrestag des Mauerfalls als einen „glücklichen Tag“ in derjüngeren deutschen Geschichte gewürdigt.

Merkel warb gleichzeitig füreine neue globale Ordnung.

Köhler erinnerte am Montag auch andie Pogromnacht von 1938. „Der 9. November 1938 und der 9. November1989 sind miteinander verbunden“, betonte das deutsche Staatsoberhauptanlässlich des Jahrestags, zu dem sich Staats- und Regierungschefs ausaller Welt in Berlin versammelten. Höhepunkt sollte am Abend das „Festder Freiheit“ am Brandenburger Tor sein. Dort sollen 1000 bemalte großeDomino-Steine als Symbol für den Einsturz der Mauer der Reihe nachumstürzen.

Die Kanzlerin sagte auf einer Konferenz zu deninternationalen Folgen des Mauerfalls: „Diese Welt wird keinefriedliche Welt sein, wenn wir nicht zu mehr globaler Ordnung und zumehr multilateraler Zusammenarbeit finden.“ Die im Dezember anstehendeKlima-Konferenz von Kopenhagen werde beispielhaft dafür stehen, ob dieWelt bereit sei, gemeinsam zu handeln in Bereichen, die nur globalgelöst werden können. „Die spannendste Frage, um Mauern zu überwinden,wird sein: Sind die Nationalstaaten bereit und fähig, Kompetenzen anmultilaterale Organisationen abzugeben - koste es, was es wolle“, sagteMerkel.

Bundespräsident Köhler würdigte in einer Erklärung den 9.November 1989 als einen „Tag der Freude“. Die Teilung habe auch deshalbüberwunden werden können, „weil wir Deutsche die nötigen Lehren ausunserer Geschichte zwischen 1933 und 1945 gezogen haben“. Darum habedie Welt Deutschland 1989 vertraut. Köhler und Merkel (CDU) hatten zumAuftakt der Feierlichkeiten einen ökumenischen Gottesdienst in derGethsemanekirche besucht. Diese Kirche gilt als ein Zentrum derfriedlichen Revolution von 1989 in der DDR.

Die Kanzlerin wollteam Nachmittag gemeinsam mit ehemaligen DDR- Bürgerrechtlern über diefrühere Grenze an der Bornholmer Straße gehen. Dieser Kontrollpunkt warvor 20 Jahren der erste, über den die Menschen in den Westteil derStadt strömten. An dem symbolischen Spaziergang nehmen auch derehemalige sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow und der früherepolnische Bürgerrechtler und Staatspräsident Lech Walesa teil.

DerVorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch,erinnerte bei dem Gottesdienst an die großen Demonstrationen von 1989.„Letztlich machte der Ruf der Massen nach Freiheit dem DDR- Staat einEnde“, sagte Zollitsch. Der Berliner Bischof Wolfgang Huber warnte vordem Vergessen. „Wachsam sind wir auch, wenn dem Unrecht des SED-Staatsder Mantel der Verharmlosung umgehängt wird“, sagte er.

Die 1961errichtete Berliner Mauer trennte den Osten und Westen der Stadt mehrals 28 Jahre lang und war Symbol der deutschen Teilung.SED-Politbüromitglied Günter Schabowski hatte am Abend des 9. November1989 überraschend und fast beiläufig die Öffnung der DDR-Grenzenverkündet.

US-Außenministerin Clinton hatte am Sonntagabend denFall der Mauer als eines der wichtigsten Ereignisse des20. Jahrhunderts bezeichnet. Dieses Ereignis habe „die Landschaft einesKontinents verändert“, sagte sie bei ihrem ersten Deutschland-Besuchals Ministerin. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte,Deutschland sei dem amerikanischen Volk heute noch „sehr dankbar“ fürdie damalige Hilfe. Die Mauer sei jedoch „nicht gefallen“. „Sie wurdeeingedrückt. Von Menschen, und zwar von Osten nach Westen. Sie wurdeumgestürzt, abgetragen, niedergerissen, in einer friedlichenRevolution.“

Auch in vielen anderen Ländern wurde an denMauerfall erinnert. In London ist eine Mauer aus Eis geschmolzen. Aufder Pariser Place de la Concorde werden am Abend Tausende zu einerLicht- und Tonschau erwartet, die per Live-Schaltung mit dem Festakt inBerlin verknüpft wird.

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