Syrische Flüchtlinge im Libanon - Düsseldorfer Arzt hilft vor Ort

Im Libanon — direkt an der syrischen Grenze — warten 4500 Syrer auf Hilfe. Der Düsseldorfer Arzt Thomas Küpper war vor Ort.

Rame. Sie haben es geschafft, sie haben Folter, Verfolgung und Mord des Assad-Regimes hinter sich gelassen — die 4500 syrischen Flüchtlinge, die sich in den Nord-Libanon durchgeschlagen haben. Sie haben Zuflucht in dem kleinen Ort Rame nahe der syrischen Grenze gefunden. Dort sind sie von Familien aufgenommen oder in der Turnhalle des Ortes untergebracht worden. Die Dorfbewohner helfen, obwohl der Libanon offiziell ein Verbündeter des syrischen Regimes ist. Sie teilen ihr weniges Hab und Gut. Hilfsorganisationen sind kaum vor Ort. Die Not ist groß, vor allem Medikamente, Lebensmittel und Gas für den Winter fehlen.

„Als wir erfahren haben, dass die Menschen vor Ort dringend Hilfe brauchen, haben wir uns schnellstmöglich auf den Weg gemacht“, berichtet der Mediziner Thomas Küpper. Der 51-Jährige ist gemeinsam mit Schauspieler Christian Springer und der Archäologin Susanne Osthoff, beides ausgewiesene Gebietskenner, vor Weihnachten im Libanon gewesen, um Kontakte zu knüpfen und die Versorgung der Flüchtlinge zu organisieren. „In meinem Koffer hatte ich nur Unterwäsche zum Wechseln, der Rest war mit Medikamenten gefüllt“, so der Arzt. Vor allem an Schmerzmitteln und Material für die Wundversorgung mangelt es.

Viele der Flüchtlinge benötigen medizinische Versorgung: „Ich habe noch nie so viele Schussverletzungen auf einmal gesehen“, berichtet der 51-Jährige. Auch die Geschichten, die Geflohene zu erzählen haben, erschüttern. „Ein vierjähriges Mädchen musste mit ansehen, wie ihr sechsjähriger Bruder erschossen wurde. Ein Zwillingspärchen konnte so eben noch fliehen. Seine Eltern dagegen wurden von den Regierungstruppen niedergestreckt“, erzählt Küpper.

Mittlerweile werden in Syrien nicht nur Demonstranten gejagt, sondern jeder ist in Gefahr. „Ein falsches Wort und du wirst verhaftet“, so der Arzt. Einigen Berichten zufolge werden sogar die Krankenhäuser geplündert, damit Verletzte nicht versorgt werden können. Auch gibt es Hinweise darauf, dass Patienten als Terroristen erschossen werden.

Deshalb versuchen Küpper, Osthoff und Springer im Februar wieder in das Dorf zu fahren, wieder mit Medikamenten und Geld für notwendige Nahrungsmittel. „Ein Teil der Arzneien ist für das syrische Grenzgebiet bestimmt, damit die Ärzte dort helfen können“, so der Mediziner. „Die Flüchtlinge dürfen nicht in Vergessenheit geraten.“

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