Studie: Die Mittelschicht fürchtet den sozialen Abstieg

Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich deutlich vergrößert. Verlierer sind vor allem Bezieher mittlerer Einkommen.

Berlin. Die Kluft zwischen hohen und niedrigen Einkommen in Deutschland hat sich nach einer Studie spürbar vergrößert. Sorgen schürt dies vor allem in der schrumpfenden Mittelschicht. Diese sei der "Verlierer der Umschichtungen in der Einkommensverteilung im letzten Jahrzehnt", konstatierte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Dienstag.

Im vergangenen Jahr hatten noch 61,5 Prozent der Menschen mittlere Nettoeinkommen zwischen 860 und 1844 Euro, wie DIW-Experte Jan Goebel sagte. Im Jahr 2000 seien es 66,5 Prozent gewesen. Im Gegenzug vergrößerte sich der Anteil der Menschen mit niedrigen Einkommen von 17,8 auf 21,7 Prozent. Die Gruppe der oberen Einkommen wuchs in diesem Zeitraum von 15,6 Prozent auf 16,8 Prozent.

Der Trend zu einer Polarisierung der Einkommen sei vor allem für Menschen in der Mittelschicht besorgniserregend. Dies nähre Verunsicherung, dass der eigene Status bedroht sei. Die Gegensätze zwischen ärmeren und reicheren Haushalten haben sich auch bei der Einkommenshöhe verstärkt. So sei der mittlere Verdienst der oberen Gruppe von 2400 Euro auf 2700 Euro im Jahr 2008 gestiegen. In der unteren Gruppe wurde dagegen für einen Singlehaushalt ein Rückgang von 680 Euro auf 645 Euro registriert.

DIW-Forscher Goebel sagte, beim geplanten Sparpaket der Koalition stelle sich die Frage, ob die Reichen nicht auch einen Beitrag leisten sollten.

Der Parteichef der Grünen, Cem Özdemir, kritisierte, die Regierung verschärfe "die Zentrifugalkräfte, die unsere Gesellschaft in Arm und Reich auseinandertreiben".

Nötig sei unter anderem eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes. FDP-Fraktionsvize Patrick Döring warf dagegen den rot-grünen und schwarz-roten Vorgängerregierungen vor, die Mitte geschröpft zu haben.

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