Studie: Deutschland ist unsozialer als 18 europäische Staaten

Schlechte Noten für Bildung und Generationenverhältnis. Abitur-Prämie für sozial schwache Familien gefordert.

Berlin. Deutschland liegt einer Studie zufolge in der Frage der sozialen Gerechtigkeit innerhalb Europas weit zurück. In dem vom Berliner Forschungsinstitut Berlinpolis veröffentlichten Vergleich von 27 Staaten erreicht Deutschland nur den 19.Platz. Ganz vorne liegt Schweden, wo die Einkommensverteilung und soziale Sicherung so gut ausgeprägt ist wie nirgendwo sonst. Auch Dänemark und die Niederlande auf den folgenden Plätzen erreichten gute Ergebnisse. Hinter Deutschland liegen unter anderem Spanien (21), Rumänien (26) und Griechenland (27).

Das deutsche Abschneiden in der Studie ist immerhin besser als bei der Vorgängerstudie 2006. Damals hatte Deutschland nur den 23. Platz erreicht. Insgesamt habe sich seither die soziale Lage in Europa verbessert, vor allem bei der Beschäftigung. Allerdings profitierten davon nicht alle. Die Ungleichheit der Einkommensverteilung habe sogar weiter zugenommen, die Armutsgefährdung sei gestiegen, und die Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt sei gesunken.

Deutschland schneidet besonders schlecht beim Generationenverhältnis ab. In keinem Land Europas leben so wenig junge Menschen im Vergleich zu Rentnern. Auch die Bildungs- und Arbeitsmarktchancen von Zuwanderern und sozial schwacher Schichten seien hierzulande besonders schlecht.

"Berlinpolis" schlägt vor, bildungsferne Eltern mit einem Bonus zu belohnen, wenn sie ihre Kinder zu einem Schulabschluss bewegen. "Für ein Abitur müsste es deutlich mehr geben, gekoppelt an ein Hochschulstipendium", so Daniel Dettling, Vorsitzender des parteiunabhängigen Vereins. Es sei Zeit für unkonventionelle Maßnahmen. "Wir zahlen eine Abwrackprämie, warum zahlen wir keine Prämien für erfolgreiche Kinder?" Bildungsferne Eltern müssten sehen, dass sich Bildung lohne.

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