Sicherheits-Debakel: Ungeladene Gäste auf Obamas Party

Ein Ehepaar aus Virginia mogelte sich beim Staatsdiner im Weißen Haus am Secret Service vorbei.

Washington. Für den Secret Service ist die Blamage perfekt: Sensationell konnte ein Ehepaar aus dem US-Staat Virginia sich beim ersten Staatsdiner des neuen Präsidenten an den Sicherheitskräften vorbeimogeln und sich unbemerkt unter die prominenten Gäste mischen. Die Behörden haben nun Ermittlungen eingeleitet und wollen feststellen, wie es in der Ära nach den Terroranschlägen vom 11. September zu einem dermaßen eklatanten Versagen der sonst strengen Sicherheitsvorkehrungen kommen konnte.

Im Weißen Haus stieg am Dienstagabend die "Party des Jahres". Zu Ehren des indischen Regierungschefs Manmohan Singh lud US-Präsident Obama 338 prominente Gäste ins Weiße Haus ein. Auf der Liste standen neben Obamas Stellvertreter Joseph Biden und Pentagon-Chef Robert Gates weitere amtierende und ehemalige Kabinettsmitglieder wie Ex-Außenminister Colin Powell.

Auch genossen Starregisseur Steven Spielberg und Hollywood Produzent Jeffrey Katzenberg und andere Koryphäen aus der Unterhaltungsindustrie die Gastfreundschaft der Obamas. Zu den Ausgewählten zählten ferner prominente US-Konzernbosse sowie indische Geschäftsleute, Diplomaten und wohlhabende Spender, die während der Präsidentschaftskampagne großzügig die Taschen geöffnet hatten, um Obama zum Wahlsieg zu verhelfen.

Unter den Anwesenden tummelten sich aber auch Michaele und Tareq Salahi aus dem benachbarten US-Staat Virginia. Gelassen und selbstbewusst mischte sich das Ehepaar unter die zahlreichen Promis. Sie plauderten mit den Stars und stellten sich mit strahlenden Gesichtern für zahlreiche Fotos. Auf einem Bild legt ein lachender Biden seinen Arm auf die Hüfte der langgewachsenen Blondine. Auf anderen Fotos sind die Salahis mit Obamas Stabschef Rahm Emanuel, Washingtons Bürgermeister Adrian Fenty und der bekannten Nachrichtensprecherin Katie Couric zu sehen.

Dass die beiden auf dem weitläufigen Gelände des Regierungssitzes in Wirklichkeit nichts zu suchen hatten, das merkte offenbar niemand. Das Debakel flog erst am Tag danach auf. Auf ihrer "Facebook"-Seite berichtete Michaele stolz über den wunderschönen Abend im Weißen Haus. Sie und ihr Mann fühlten sich geehrt, zum "Staatsdiner mit Präsident Obama und unserer First Lady" eingeladen worden zu sein.

Eine Einladung hatte es für die Salahis, Mitglieder der Polo spielenden Schickeria in Virginia, aber nicht gegeben. Geziert waren Michaeles Ausführungen mit zahlreichen Fotos von der Party.

Die Sicherheitskräfte wurden auf das peinliche Versehen erst am Tag danach durch die Anfrage eines Journalisten aufmerksam, der Salahis Internet-Seite gesehen hatte. Secret-Service-Sprecher Ed Donovan erklärte, dass Ermittlungen im Gange seien und betonte, dass die ungeladenen Gäste zu keinem Zeitpunkt in die unmittelbare Nähe des Präsidenten oder seiner Gattin gelangten.

Eine neue Wende nahm der blamable Vorfall, als sich herausstellte, dass die Salahis keine unbekannte Größe sind. Michaele ist demnach Kandidatin für eine neue Reality-Sendung mit dem Titel "Die echten Hausfrauen von Washington D.C." und wollte mit dem sogenannten "Party Crash" kräftig Werbung in eigener Sache machen.

Bereits im September hatte sie in einem Fernsehinterview erklärt, dass "unter Präsident Obama das Weiße Haus offener und zugänglicher geworden ist als unter jedem anderen Präsidenten". Einmal dabei zu sein, das wäre jetzt die "große Sache".

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