Schröder hilft im Wahlkampf: Von Mettmann aus Berlin erobern

Altkanzler Schröder gibt eine Kostprobe seines Könnens.

Mettmann. Das macht Gerhard Schröder nicht für jeden. Aber für Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD), der von Mettmann aus mit Anlauf in den Bundestag springen will, ist der Alt-Kanzler am Montag Abend gerne in die Neandertalhalle gekommen.

Dort macht er mit Steinbrück Wahlkampf und verbreitet Zuversicht. Schließlich brauchen das die eigenen Anhänger unbedingt, um am Sonntag ins Wahllokal zu gehen: ein bisschen Zuversicht, einen Hauch Hoffnung, dass die alte Tante SPD nicht total unter die Räder gerät mit ihren 25 Prozent plus/minus X.

Es sind nur noch ein paar Tage. Aber wenn jemand weiß, wie man eine fast schon sichere Niederlage in einen Beinahe-Sieg verwandelt, dann ist es Schröder. "Für einen Pensionär wie mich macht es seit Sonntag Spaß, den Wahlkampf meiner SPD zu beobachten", röhrt der Alt-Kanzler vom Rednerpult aus in die Halle.

Er spielt auf das TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier an, das führende Sozialdemokraten den Wählern seitdem als "Durchbruch" für Steinmeier verkaufen wollen.

Und dann schimpft Schröder, der frühere Medienkanzler, auf die Presse. Diese wolle wieder einmal Schwarz-Gelb herbeischreiben. Doch davon solle sich niemand beeindrucken lassen. Am Wahlabend werde die Stimmung bei den Genossen eine bessere sein, sagt Schröder voraus. Mit Blick auf die TV-Elefantenrunde nach der Wahl 2005, als er sich mit Merkel um die Macht zoffte, fügt er hinzu: "Allerdings werden die es nicht hinkriegen, eine solche Kultsendung zu machen wie ich 2005."

Keine Frage, Schröder ist gut drauf. Schwarzes Haar, röhrende Stimme: Man sieht und hört ihm die 65 Jahre nicht an, auch wenn er sich öfter als früher verhaspelt, was aber auf mangelnde Übung zurückgeführt werden kann.

Nur einmal, da ist es richtig peinlich. Da freut er sich, "in der Stadt von Johannes Rau" zu sein, und nimmt die irritierten Blicke der Zuschauer gar nicht wahr. "Was hat Johannes Rau denn mit Mettmann zu tun?", fragt eine junge Frau. "Gar nix!", antwortet ein Mann am Nebentisch. Wahrscheinlich stammt er aus Wuppertal - so wie Johannes Rau.

Schwamm drüber! Im Ohr hängen bleibt Schröders Appell, "die Anderen" - gemeint sind CDU/CSU - dürften "nicht allein" gelassen werden. Das wiederum klingt verdächtig nach Großer Koalition. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.

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