Rente: Bessere Chancen für ältere Arbeitnehmer

Als Ursache nennen Experten den Fachkräftemangel und einen Kurswechsel der Politik bei der Frühverrentung.

Berlin. Arbeitsmarktforscher rechnen für die kommenden Jahre mit deutlich größeren Beschäftigungschancen älterer Arbeitnehmer. Martin Dietz vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg sagte am Mittwoch, er halte bei den über 60-Jährigen langfristig eine Beschäftigungsquote bis 50 Prozent für möglich.

Als Gründe für die besseren Jobchancen nennen Ökonomen den demografiebedingten Mangel an Fachkräften und einen Kurswechsel der Politik bei Anreizen zur Frühverrentung. Der Direktor für Arbeitsmarktpolitik am Institut zur Zukunft der Arbeit, Hilmar Schneider, sagte: "Der deutliche Anstieg der Beschäftigung seit 2005 zeigt, dass die Schwierigkeiten Älterer auf dem Arbeitsmarkt etwas mit institutionellen Fehlanreizen zu tun haben."

Kritiker der Rente mit 67 argumentieren, dass eine Erhöhung des Renteneintrittsalters nicht zu verantworten sei, solange ältere Arbeitnehmer schlecht in den Arbeitsmarkt integriert sind.

Chancen haben über 60-Jährige dort, wo hohes Erfahrungswissen gefordert ist. "In Berufen, die eine hohe fachliche Qualifikation voraussetzen, sind Arbeitnehmer zwischen 60 und 64 Jahren stärker vertreten", sagt Werner Marquis, Sprecher der Bundesagentur für Arbeit in NRW. Beispiel Heizer: In NRW liegt der Anteil der 60- bis 64-Jährigen, die Dampfkesselanlagen überwachen, bei rund 20 Prozent. In keinem anderen Beruf sind so viele Menschen über 60 Jahre angestellt. Bei den Vermessungsingenieuren beträgt der Anteil der 60- bis 64-Jährigen immerhin noch zehn Prozent.

Zu jenen Branchen, die gezielt Ältere einstellen, vereinzelt sogar rund die Hälfte der Stellen mit über 60-Jährigen zu besetzen versuchen, gehören auch einzelne Möbelhäuser. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass Kunden dem Personal über 60 viel Vertrauen entgegenbringen.

Ebenso wissen Baumärkte erfahrene Mitarbeiter in ihren Reihen zu schätzen. "Ein Fliesenleger, der vielleicht 40 Jahre in seinem Beruf gearbeitet hat, ist in der Beratung ein Glücksfall", sagt Heinz-Dieter Konrad, Geschäftsführer der Bauhaus GmbH West.

Die Bundesregierung sieht mit der Verdopplung der Beschäftigungsquote der 60- bis unter 65-Jährigen innerhalb von zehn Jahren auf 38 Prozent die Voraussetzungen für die Rente mit 67 erfüllt. "Die Rente mit 67 ist notwendig und auch vertretbar", sagte Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und forderte die Unternehmen auf, sich auf eine ältere Belegschaft einzustellen. "Dazu gehört auch eine bessere Gesundheitsvorsorge in den Betrieben." Zuvor hatte das Bundeskabinett den Bericht über die Beschäftigungssituation Älterer verabschiedet.

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